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Ruf beschädigt: Verkauf des Airbag-Helms „Hövding“ ist Geschichte

Ruf beschädigt: Verkauf des Airbag-Helms „Hövding“ ist Geschichte

Ruf beschädigt: Airbag-Helm „Hövding“ ist Geschichte

Ritzau/nlm
Kopenhagen
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Die Popularität des „Hövdings“ ist auch in Dänemark gesunken, nachdem die Verbraucherbehörde in Schweden vorübergehend für ein Verkaufsverbot des Helms gesorgt hat. Foto: Celina Dahl/Ritzau Scanpix

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Die Ära des Fahrrad-Airbags, der so bequem wie ein Schal getragen werden kann, neigt sich dem Ende zu. Der Hersteller „Hövding“ hat Insolvenz angemeldet und den Geschäftsbetrieb eingestellt.

„Hövding“, der schwedische Hersteller des Airbag-Helms, hat einen Insolvenzantrag eingereicht, nachdem die Verkaufszahlen zuletzt unter anderem auch in Dänemark schlagartig zurückgingen. Die schwedische Verbraucherschutzbehörde wird derweil vom Unternehmen schwer kritisiert, da sie im November 2023 ein vorläufiges Verkaufsverbot für den „Hövding”-Helm erlassen hat – ein Gerichtsurteil zugunsten des Herstellers kam zu spät.

Die Alternative zum üblichen Fahrradhelm

Besonders in den dänischen Städten Kopenhagen, Aarhus, Odense und Aalborg waren die Airbag-Helme zuvor populär und weitverbreitet. Sie werden nicht wie herkömmliche Helme mit einer Kunststoffschale auf dem Kopf getragen, sondern wie ein Schal um den Hals gelegt. Der „Hövding” erfasst die Bewegungen des Radfahrenden 200-mal pro Sekunde und löst bei Anzeichen eines Unfalls oder Sturzes blitzschnell aus und bildet einen schützenden Helm um Kopf und Nacken. Allerdings hat diese innovative Sicherheitslösung auch ihren Preis – etwa 300 Euro kostet ein „Hövding”.

Sicherheitsbedenken

Beim neuesten Modell 3.0 traten offenbar Softwareprobleme auf. Im Jahr 2022 gab es Berichte über zu schnelle Entladungen und Abschaltungen des Akkus bei einigen Kundinnen und Kunden. Obwohl das Unternehmen im Herbst 2022 ein Software-Update zur Behebung dieses Problems ankündigte, wurde im Frühjahr vergangenen Jahres berichtet, dass „Hövding” angeblich auch wissentlich Produkte mit einem nicht softwarebezogenen Sicherheitsproblem weiterhin verkauft hatte.

Die schwedische Verbraucherschutzbehörde reagierte im November mit einem vorläufigen Verkaufsverbot des Helms in Schweden. Die Vorwürfe der Behörde bezogen sich jedoch darauf, dass der Airbag bei einem Aufprall auf die Frontscheibe eines Autos oder Busses keinen ausreichenden Schutz bieten würde.

Ende des Airbag-Helms

Inzwischen hat der Verwaltungsgerichtshof in Schweden die Entscheidung der Verbraucherbehörde, das dauerhafte Verkaufsverbot und den Rückruf des Modells 3.0 aufgehoben. Dies jedoch zu spät: Der Ruf des „Hövdings” ist beschädigt.

„Die rückläufigen Verkaufszahlen in Kombination mit dem enormen Imageverlust, den wir durch die Art und Weise erlitten haben, wie sich die Verbraucherbehörde in den Medien geäußert hat, hat die Situation völlig aussichtslos gemacht. Die Schäden sind so umfangreich, dass der Vorstand keinen Grund sieht, das Unternehmen fortzuführen”, lautete die Begründung bezüglich des Insolvenzantrags vonseiten des schwedischen Fahrradhelmherstellers.

Besorgte Kundschaft in Dänemark

Seit Kurzem fordert auch die Sicherheitsbehörde (Sikkerhedsstyrelsen) in Dänemark den Einzelhandel dazu auf, den Verkauf von „Hövding 3“-Fahrradhelmen einzustellen. Die Behörde macht gleichzeitig darauf aufmerksam, „dass in der Gebrauchsanweisung steht, dass der Helm nicht den notwendigen Schutz bietet, wenn man sich den Kopf stößt, bevor der Hövding reagiert und sich vollständig aufgeblasen hat“.

Schon zuvor berichteten auch die beiden großen dänischen Fahrradketten „Jupiter Cykler ApS” und „Fri BikeShop” von rückläufigen Verkaufszahlen.

„Der Verkauf ist gesunken, und wir verkaufen wahrscheinlich nur noch ein Zehntel im Vergleich zum Vorjahr”, sagte Stig Andkjær Jensen, Geschäftsführer von „Jupiter Cykler ApS”. Laut Jensen werde das dänische Fahrrad-Unternehmen den Helm nun schrittweise aus dem Sortiment nehmen.

Auch bei „Fri BikeShop” ist die Kundschaft skeptischer geworden. „Die Leute stellen Fragen zu den Problemen des Helms, und viele entscheiden sich dagegen, ihn zu kaufen, weil sie nicht darauf vertrauen, dass er richtig funktioniert”, so Peter Mollerup, Inhaber des „Fri BikeShops” in Kopenhagen.

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