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Hohe Energiekosten: Handwerker gehen Aufträge verloren

Hohe Energiekosten: Handwerker gehen Aufträge verloren

Hohe Energiekosten: Handwerker gehen Aufträge verloren

Apenrade/Aabenraa
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Claus Federau schaut mit gerunzelter Stirn in die Zukunft. Foto: Jan Peters

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Drei große Aufträge sind bei Handwerksmeister Claus Federau innerhalb einer Woche abgesagt worden. Die Energiepreise sind schuld daran, erklärt der selbstständige Apenrader und sorgt sich um die Zukunft seines Unternehmens.

„Ich mache mir Sorgen“, sagt Claus Federau, Mitinhaber des Apenrader Handwerkerunternehmens „Federau – Tømrer-Snedker-Glas“. Grund für seine Sorge ist die aktuelle Entwicklung der Energiepreise. Die seien dafür verantwortlich, dass ihm allein in der vergangenen Woche drei Aufträge verloren gegangen sind. „Wir sollten bald beginnen, die Dächer von zwei Häusern in Tingleff und einem in Pattburg einzudecken. Die Kunden riefen jedoch bei mir an und stornierten die Aufträge“, berichtet Federau und wirft besorgt den Blick auf sein Auftragsbuch.
 

Wir sollten bald beginnen, die Dächer von zwei Häusern in Tingleff und einem in Pattburg einzudecken. Die Kunden riefen jedoch bei mir an und stornierten die Aufträge.

Claus Federau, selbstständiger Handwerksmeister

Als Grund für die Stornierung hätten alle Kundinnen und Kunden die gestiegenen Gaspreise genannt, erklärt der Handwerker. „Eine Kundin hat mir vorgerechnet, dass sie in den vergangenen Jahren durchschnittlich 17.000 Kronen Heizkosten gezahlt hat. Sie rechnet jetzt mit fast 50.000 Kronen. Und damit ist das neue Dach erst mal auf Eis gelegt worden“, erzählt Claus Federau.

Kaum neue Aufträge

Und wo sonst die Telefone kaum stillstehen, habe es in den vergangenen Tagen nur wenige Anrufe gegeben, berichtet der Handwerksmeister weiter. „Ich bin überzeugt, dass die Leute jetzt gerade sehr vorsichtig sind. Sie warten ab, was passiert, und das kann ich ihnen kaum verdenken bei der angespannten Kriegssituation in der Ukraine“, sagt der Apenrader und schimpft dann in Richtung Moskau. Doch auch den Regierungen in Kopenhagen und Berlin schiebt er einen Teil Mitverantwortung an der Situation zu: „Wie konnte man sich so abhängig von Russland machen“, fragt er.

Auch andere Betriebe betroffen

Er sei nicht der Einzige, dem derzeit Aufträge storniert werden würden, weiß Claus Federau, der unter anderem von einem benachbarten Gerüstbauer Ähnliches erfahren hat. „Wenn nicht gebaut wird, wird auch kein Montagegerüst benötigt“, erklärt Federau. Auch dort fehlen inzwischen einige Aufträge, und es seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen worden, berichtet er.

Pokerspiel Mitarbeiter

So weit sei es bei Claus Federau im Unternehmen noch nicht. Doch er überlegt, ob er zum Bausaisonstart neue Mitarbeiter einstellt. „Es ist wie ein Pokerspiel. Stelle ich neue Leute ein und es kommen keine Aufträge herein, ist das schlecht. Stelle ich keine ein, die Situation beruhigt sich und die Leute lassen wieder bauen, fehlt es mir an Angestellten“, erklärt Federau.

Er hofft jedoch, dass sich in der Ukraine bald ein Ende absehen lässt und die Situation sich normalisiert, denn „sonst weiß ich nicht, ob ich unsere neue Auszubildende Iben, die im August bei uns anfangen soll, auch wirklich beschäftigen kann. Und das wäre sehr traurig“, sagt Claus Federau.

Allgemeine Sorge

Er sorgt sich jedoch nicht nur um sein Unternehmen, denn mit den steigenden Kosten nicht nur für Energie, sondern auch mit den zu erwartenden Lebensmittelpreiserhöhungen kommen „viele unvorhergesehene Kosten auf uns alle zu. Die Lebenshaltungskosten explodieren, die Inflation hat ein Ausmaß erreicht wie seit 1989 nicht mehr. Das sind sehr dunkle Wolken, die da über uns schweben“, verbildlicht Federau seine Sorgen. „Wir sind alle betroffen“, schließt er.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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