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Schulleiter Jørn Warm: „Die Schüler wollen Rückmeldungen“

Schulleiter Jørn Warm: „Die Schüler wollen Rückmeldungen“

Schulleiter Jørn Warm: „Die Schüler wollen Rückmeldungen“

Tingleff/Apenrade
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Jørn Warm, Schulleiter der Deutschen Nachschule Tingleff, blickt den Veränderungen optimistisch entgegen (Archivbild). Foto: Kjeld Thomsen

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Die Abschaffung der 10. Klasse in jetziger Form betrifft auch die Minderheit: Die Schulreform wird auch dem Bildungssystem der deutschen Schulen einige Veränderungen abverlangen. Schulleiter Jørn Warm hat mit dem „Nordschleswiger“ über die Bedeutung der Vorschläge für die Deutsche Nachschule Tingleff gesprochen und erzählt, wie seine Haltung dazu aussieht.

„Dieser Vorschlag ist wesentlich besser durchdacht und überarbeitet als die vorhergehenden. Wenn man die Neuerungen der Gymnasialreform herunterbricht, finde ich, dass da auch viele gute Gedanken drin sind“, lautet das Fazit von Jørn Warm, Schulleiter der Deutschen Nachschulen Tingleff (DNT) zu der kürzlich von der Regierung bekannt gegebenen Schulreform und bezieht sich damit vor allem auf die Etablierung der Alternative zum STX (allgemeine Hochschulreife), das EPX (erhvervs- og professionsrettet gymnasieuddannelse) – eine mehr praktisch ausgerichtete gymnasiale Ausbildung.

Während die Vorschläge der Regierung eine Abschaffung der 10. Klasse an der Volksschule beinhalten, soll die Möglichkeit, die 10. Klasse an einer Nachschule zu absolvieren, auch zukünftig bestehen bleiben – jedoch in anderer Form als der bisherigen. 

Skeptisch steht Jørn Warm jedoch dem Vorschlag gegenüber, dass die 10. Klasse künftig ohne Bewertungen auskommen soll. „Die 10. Klasse hat ja einen Effekt, und da muss man aufpassen, dass der nicht verschwindet. Bedenken habe ich bei Schulabschlüssen, die irgendeiner Form ohne Zensuren oder Abschlüsse auskommen sollen.“

„Die MSA muss beibehalten werden“

Man würde Jugendliche unterschätzen, wenn man annimmt, dass sie nicht gemessen werden möchten, weiß der Schulleiter aus langjähriger Erfahrung zu berichten. 

„Die Schüler brauchen eine Rückmeldung“, unterstreicht er und wird konkret: „Wir bekommen ja auch einige Schüler, die vorher noch keine Zensuren gehabt haben. Und einige kommen eben mit der Begründung an unserer Schule, Zensuren haben zu wollen. Sie wollen wissen, wo sie stehen.“

Die MSA muss man beibehalten, sonst macht man im Prinzip eine Minderheitengeschichte dicht. Aber das wird nicht passieren, da mache ich mir keine Sorgen.

Jørn Warm, Schulleiter der Deutschen Nachschulen Tingleff

Jørn Warm erkennt darin ein ganz generelles menschliches Bedürfnis: „Wenn man es richtig angeht, ist es doch eigentlich das, was jeder von uns fordert – jeder möchte eine konkrete Rückmeldung.“

Im Gegensatz zu den dänischen Schulen ist die Situation für die deutsche Schule, die auch deutsche Abschlüsse verteilen darf, eine andere, erklärt der Mathematiker. „In der Minderheit haben wir eine andere Rolle. Der MSA (Mittlerer Schulabschluss, Anm.d.Red.) zählt und wird in Deutschland anerkannt. Ich denke, als deutsche Minderheit ist es auch unser Recht, das zu behalten.“ 

Gemeinsam Lösungen finden

Jørn Warm ist zuversichtlich, dass dies auch passieren wird. „Da muss man dann politisch eine Sonderregelung finden. Den MSA muss man beibehalten, sonst macht man im Prinzip eine Minderheitengeschichte dicht. Aber das wird nicht passieren, da mache ich mir keine Sorgen.“

In Deutschland ist der MSA oft die Mindestvoraussetzung, um beispielsweise eine Berufsausbildung zu beginnen. In Dänemark wird dieser Abschluss jedoch nicht anerkannt.

Um ein stimmiges, für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, arbeitet er mit Jens Mittag, Schulleiter des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig, eng zusammen. „Wir liefern die meisten Schüler ans Gymnasium und können uns gut auf das gewünschte Niveau abstimmen.“

An den Minderheitsschulen wird an einem Strang gezogen. „Wir werden uns zusammensetzen, einander helfen, und versuchen, die Problematiken zu lösen, um dann unsere Minderheitengesellschaft sehr gut und vernünftig auf diesem Modell aufzubauen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass da etwas Vernünftiges bei rauskommen kann.“

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