Bildung

Studierende kritisieren Chaos am UC Syd

Studierende kritisieren Chaos am UC Syd

Studierende kritisieren Chaos am UC Syd

Hadersleben/Haderslev
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Rebecca Frazier aus Lucas, Texas, studiert seit einem Jahr am UC Syd. Foto: Ute Levisen

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Das „University College Syd“ steckt in der Krise. Fragt man Betroffene, ist der Hauptgrund mangelnde Führungskompetenz im Management der größten Bildungseinrichtung Südjütlands. Die Unzufriedenheit unter Studierenden wächst. Der Vorstand stärkt seiner Direktion den Rücken.

„Ich habe das Gefühl, am UC Syd weiß die eine Hand nicht, was die andere tut“, sagt Carsten Thomsen. 

Der Rapstedter studiert im zweiten Jahr Englisch auf Lehramt und beobachtet seit geraumer Zeit das aus seiner Sicht zunehmende Chaos am Campus in Hadersleben. 

Kurzfristige Planung

„Stundenpläne bekommen wir erst ein bis zwei Wochen vorher“, erklärt er. Die Planung scheine auch sonst nicht sonderlich koordiniert zu sein. 

Kein Wunder, denn laut Carsten Thomsen ist die Fluktuation unter den Lehrkräften hoch, vor allem unter jenen, die den Campus bislang dank ihres Engagements am Laufen gehalten haben. So ist der bisherige Institutsleiter im Sommer unerwartet von seinen Pflichten entbunden worden: „Niemand weiß, warum“, sagt Thomsen, „Lehrkräfte werden entweder entlassen oder kündigen.“

Lehramtsstudent: Seltsame Prioritäten

Auch die Qualität des Unterrichts lasse zu wünschen übrig, bemängelt der junge Mann: „Die Priorisierung am UC Syd ist mir ein Rätsel“, sagt Thomsen und nennt ein Beispiel. „Das Fach Lebensaufklärung ist sicherlich interessant, nimmt jedoch ebenso viel Raum ein wie die Didaktik. Würde der Stundenumfang des Ersteren halbiert, würde ich nichts verpassen. Das Lehrangebot entspricht nicht den praktischen Anforderungen des Schulalltags.“

Auslandsstudentin: Mangelnde Transparenz

Seine Studienkollegin Rebecca Frazier bringt ein weiteres Dilemma am Haderslebener Campus auf den Punkt: „Ich habe das Gefühl, nicht das zu bekommen, wofür ich bezahle.“

Als Studentin aus einem Nicht-EU-Land ist die Texanerin in diesem Jahr gleich zweimal überraschend zur Kasse gebeten worden: „Zweimal hat das UC Syd in diesem Jahr ohne Ankündigung die Studiengebühren um insgesamt gut 4.000 Kronen erhöht.“

Die Studiengebühren sind zwar staatlicherseits vorgegeben, doch die US-Amerikanerin kritisiert, dass die Erhöhung ohne vorherige Ankündigung erfolgt sei. 

Sie bestätigt die Beobachtungen ihres Kommilitonen Carsten Thomsen und kritisiert überdies mangelnde Transparenz: „Die Studiengebühren steigen, der Unterricht verlagert sich zunehmend ins Digitale, und engagierte Lehrkräfte verschwinden ohne Erklärung.“

Seit einem Jahr ist die junge Frau am Campus Teil des internationalen Teams Lehramtsausbildung. Es ist die größte Gruppe der Sektion mit einem guten Renommee im Ausland. 

Millionen-Einsparungen

Doch immer weniger Studierende bewerben sich um einen Platz am UC Syd. Im nächsten Jahr muss die Einrichtung daher 25 Millionen Kronen sparen. Bis 2027 könnten daraus weitere 30 bis 40 Millionen Kronen werden. Infolgedessen sind die Gesundheitsausbildung und der Studiengang Verwaltungsbachelor in das Fadenkreuz potenzieller Sparrunden geraten.

Bei einer Krisensitzung Ende September hat der UC-Syd-Vorstand der Leitung der Bildungseinrichtung den Rücken gestärkt. Bei der Vertrauensfrage aber mussten sowohl der neu gewählte Gewerkschaftsvertreter als auch die Repräsentantin für die Studierenden wegen Befangenheit in dieser Frage vor die Tür. 

Vor anderthalb Wochen hat „Der Nordschleswiger“ das UC Syd schriftlich um eine Stellungnahme zur Kritik gebeten. Eine Antwort steht bis heute aus. 
 

Staatliche Förderung

Um den finanziellen Herausforderungen am UC Syd entgegenzuwirken, hat die Regierung eine Förderung für Bildungseinrichtungen außerhalb großer Städte eingeführt. Es sind Maßnahmen, die Teil eines Pakets mit einem Volumen von insgesamt etwa 400 Millionen Kronen sind, die in Bildungseinrichtungen außerhalb der Ballungsgebiete fließen sollen. 

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