Deutsche Nachschule Tingleff
Kreativität, wohin das Auge reicht
Kreativität, wohin das Auge reicht
Kreativität, wohin das Auge reicht
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An der Deutschen Nachschule Tingleff wird für einen Herbstbasar wieder gewerkelt, genäht, gebastelt, gemalt, gekocht und gebacken. Der Verkauf der unzähligen Produkte geschieht erneut für einen guten Zweck.
„Ja. Okay. Ist doch schon ganz gut. Ist da viel Zucker drin?“, fragt Nachschulleiter Jørn Warm in der Aula die beiden Süßigkeitenhersteller Tobi und Jacob. Sie haben dem Nachschulchef gerade eine Kostprobe selbst gemachter Bonbons angeboten.
So ganz zufrieden sind die beiden Schüler noch nicht. „Wir werden noch etwas mehr Saft beimischen“, so Jacob zum „Nordschleswiger“, dessen Mitarbeiter ebenfalls probieren durfte.
Jacob und Tobi haben sich bei der Kreativwoche der Deutschen Nachschule Tingleff in die Bonbons- und Pralinengruppe gemeldet. An allen anderen Ecken und Räumen der Nachschule sind die übrigen Gruppen aktiv.
Verschiedene Dekoprodukte aus Holz, Kränze aus Naturmaterialien, Seife, Lebensmittel wie Marmelade, Kekse, Pesto, Pralinen und Bonbons sowie selbst genähte Textilien wie Taschen und Kissen gehören zur Produktpalette der kreativen Woche.
Verkauf für die gute Sache
Am Freitag werden die Schülerinnen und Schüler die vielen Sachen ihren Familien und Freunden bei einem groß angelegten, internen Herbstmarkt zum Verkauf anbieten.
Der Erlös kommt einmal mehr der Kinderkrebshilfe „Børnecancerfonden“ zugute.
Diese Mission war eine zusätzliche Motivation, kreativ zu sein und etwas selbst herzustellen.
„Ich finde es nice, dass damit Geld gesammelt wird und es Krebskranken zugutekommt“, sagt Jacob Christensen in einer kurzen Produktionspause. Kollege Tobi Reuter nickt zustimmend.
Nicht nur wegen des guten Zwecks zeigen sich beide Schüler angetan von der Kreativwoche.
„Ich fand, es hörte sich interessant an, eigene Süßigkeiten herzustellen“, so Tobi zum Beweggrund, sich der Küchengruppe „Bonbons und Pralinen“ anzuschließen.
Zu Hause köchelt oder backt er hin und wieder auch in der Küche. „Pralinen habe ich aber noch nie gemacht“, ergänzt der 15-Jährige aus Hamburg, der an der Tingleffer Nachschule die neunte Klasse besucht.
Mal etwas anderes
Und warum hat sich Jacob Christensen aus Norburg (Nordborg) für die Pralinen- und Bonbonherstellung entschieden?
„Ich fand auch, dass es sich spannend anhört. Es ist mal etwas anderes, als etwas mit Holz oder anderen Materialien zu machen“, so der 16-jährige Zehntklässler, der vor dem „Berufswechsel“ nach Tingleff die deutsche Schule in Sonderburg (Sønderborg) besuchte.
Die große Bandbreite an Aktivitäts- und Gestaltungsmöglichkeiten sei es, die gezielt für die Kreativwoche ausgewählt worden sei und diese ausmache, sagt Lehrerin Marthe Behnke.
Sie ist Chefkoordinatorin der Woche und betreut ihre eigene Gruppe im Kunstraum beim Anfertigen von Holz-Dekoartikeln wie Vogelhäuser.
Das Verteilen der Schülerinnen und Schüler auf die verschiedenen Produktionsgruppen sei reibungslos verlaufen.
„Die Schüler konnten drei Prioritäten angeben. Es hat alles gepasst“, so die „Fabrikschefin“.
Infos vorab
Man habe den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld erklärt und gezeigt, was die Kreativwoche ist und welche Werkstätten es gibt.
„Kreativwoche ist ja ein breiter Begriff. Wichtig ist natürlich auch, dass den Schülerinnen und Schülern bewusst wird, dass sie nicht nur für die Familien etwas herstellen, sondern auch für den guten Zweck“, erwähnt Marthe Behnke.
Interessanter Nebeneffekt war ihr zufolge, dass viele Jugendliche Bereiche wählten, die für sie eher neu sind.
Bei Wencke Metzlar, Südschleswigerin aus Eckernförde, verhielt es sich anders.
Sie hatte sich für das künstlerische Ausgestalten von Holztafeln gemeldet. Es entspreche ihren Neigungen und ihrem Interesse, so die 16-jährige Zehntklässlerin.
Das Herbstmotiv, das sie gerade malte, bewies in der Tat, dass sie eine künstlerische Ader hat.
Die Werke von Wencke werden ebenfalls beim Herbstbasar angeboten.
Herbstmarktauftakt mit Musik
Am Freitagnachmittag, nach einem musikalischen Auftakt mit der Schulband in der Sporthalle, wird der Markt in der Aula und den Gängen der Nachschule gegen 17.30 Uhr eröffnet.
Die selbst hergestellten Produkte der Schülerinnen und Schüler finden in der Regel reißenden Absatz, zumal es obendrein für einen guten Zweck ist.
Um einen allzu wilden Andrang zu vermeiden, „wird der Herbstmarkt erst einmal mit einer Runde zum Anschauen eingeleitet, bevor der Verkauf beginnt“, erwähnt Marthe Behnke mit einem Schmunzeln.
Kalkulation
Letztendlich sei es positiv, dass die Produkte der Jugendlichen so begehrt sind und problemlos Abnehmer finden.
Was wie viel kostet, hängt von den verwendeten Materialien ab.
„Wir versuchen mit den Schülern, einen Preis festzulegen, bei dem einerseits die Materialkosten berücksichtigt werden und andererseits nicht zu hoch angesetzt wird.“
Einen guten Absatz verspricht sich der Mitarbeiterstab der Kreativwoche unter anderem von den Präsentkörben mit einer Auswahl kleinerer Produkte sowie vom Losverkauf der Tombola.
In den ersten Tagen der Kreativwoche waren großer Elan und großer Tatendrang zu vernehmen. Auch Pechvogel Kimberley Trinkies war bemüht, sich in der Holz-Kunstgruppe so gut wie möglich einzubringen.Die 16-Jährige hat sich vor einigen Wochen beim Spazierengehen den Fuß verknackst, muss sich auf Krücken stützen und ist in der Bewegung eingeschränkt.
Kimberley, die viele Jahre in Berlin lebte und mit Familie vor anderthalb Jahren nach Kraulund (Kravlund) bei Tingleff gezogen ist, kann den Projekttagen trotz ihrer misslichen Lage ebenfalls vieles abgewinnen.
Abwechslung zum Unterrichtsalltag
„Die Kreativwoche mit dem Herstellen von Herbstdeko ist eine coole Idee. Es ist eine schöne Abwechslung zum normalen Unterricht und kommt obendrein der Krebshilfe zugute. Mit Krücken ist es allerdings anstrengend“, so die Zehntklässlerin.
Auch wenn sie handwerklich nicht der absolute Experte sei, betrete sie als Vogelkästchen-Hersteller nicht komplett Neuland. „Wir bauen gerade unser Haus in Kraulund um, und ich habe da das eine und andere mitgemacht“, erwähnt Kimberley.
Bei allem Zuspruch für das handwerkliche Arbeiten geht ihr Berufswunsch in eine ganz andere Richtung. „Ich würde gern Schauspielerin werden“, sagt die Neu-Nordschleswigerin.
Jetzt geht es aber erst einmal darum, die von ihr mitkreierten Vogelhäuser und die vielen Produkte der anderen Gruppen für den guten Zweck an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Am Freitag ist es so weit.
Der diesmal auf die Zeit nach den Ferien angesetzte Herbstmarkt liegt für viele Familien strategisch günstig, denn unmittelbar daran schließt sich das Geschwisterwochenende an, das ebenfalls eine Tradition ist und bei dem jüngere Geschwister Einblicke in das Nachschulleben bekommen können.