Deutsche Minderheit

Rapstedter Urgestein wird 70

Rapstedter Urgestein wird 70

Rapstedter Urgestein wird 70

Rapstedt/Ravsted
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Kurt Jessen feiert am 14. Dezember runden Geburtstag (Archivfoto). Foto: kjt

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Kurt Jessen ist nicht nur im Raum Rapstedt als aktiver und engagierter Zeitgenosse bekannt. Sein Netzwerk reicht über die Grenze hinaus. Am Mittwoch, 14. Dezember, vollendet der einst bewanderte und erfolgreiche Handballer sein 70. Lebensjahr. Sein Torwarttalent sorgte für einen besonderen Spitznamen.

Wegen seines Dienstes bei der deutschen Polizei lebte Kurt Jessen längere Zeit südlich der Grenze. Die Verbundenheit zu Nordschleswig und zu Rapstedt ging allerdings nie verloren.

Er kehrte in die Heimat zurück und brachte sich in der Ortsgemeinschaft ein. Am Mittwoch, 14. Dezember, wird der bekennende Volksgruppenangehörige 70 Jahre.

Als Sohn von Malermeister Johannes Andresen und Ehefrau Pauline erblickte Kurt Jessen in Tondern (Tønder) das Licht der Welt. Es folgte der Umzug nach Rapstedt, wo Kurt mit seiner Schwester Helga als Angehörige  der deutschen Minderheit aufwuchs.

Jessen besuchte die deutsche Schule in Rapstedt sowie die deutsche Schule und die deutsche Nachschule in Tingleff.

Polizeiausbildung in Deutschland

Er entschied sich früh für den Polizeiberuf und ging Ende der 60er-Jahre nach Eutin zur dortigen Polizeischule. Mit seinem geliebten weißen Mercedes pendelte er oft zwischen Eutin und dem Grenzland hin und her.

1972 heiratete er Ivo, eine geborene Brodersen aus Quorp (Korup) bei Rapstedt, die er bei einer Feier im Rapstedter Versammlungshof kennengelernt hatte. 1973 kam Tochter Kerstin zur Welt, und es folgten die Geschwister Nina und Kim.

Kurt Jessen fing bei der Polizei in Flensburg an und war viele Jahre im Bereich Jugendkriminalität tätig. Später war er mit seiner Zweisprachigkeit Verbindungsbeamter des Gemeinschaftsbüros von deutscher und dänischer Polizei.

Mit Familie wohnte Kurt Jessen viele Jahre in Bönstrup bei Grundhof, ehe er 1999 zurück nach Rapstedt ging, wo er ein Haus neben seiner Mutter Pauline bezog.

Sportlich, wie so oft: Kurt Jessen beim Seilspringen mit den Töchtern Foto: Privat

 

Das Steckenpferd von Kurt Jessen ist der Handballsport.

Als Torhüter machte er sich zunächst beim Rapstedter Heimatverein JRO und in der Auswahl des deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig einen Namen.

Dänischer Meister

Für Furore sorgten Jessen und Mitspieler der A-Jugend, als die dänische Meisterschaft gewonnen wurde.

JRO-Mannschaftskamera war unter anderem Karl-Uwe „Puste“ Berdiin, der kürzlich 70 Jahre alt geworden ist und zu dem Kurt Jessen bis heute einen freundschaftlichen Kontakt pflegt.

Nach dem Umzug nach Deutschland blieb das Torhütertalent von Jessen nicht unerkannt. Noch während der Polizeiausbildung in Eutin holte ihn der TSB.

Mit seinem alten Mercedes pendelte Kurt Jessen ständig zum Training und zu den Spielen.

Legendär in der Familie Jessen: der weiße Mercedes, mit dem Kurt Jessen viel pendelte. Foto: Privat

 

Seine Torwartleistungen bekamen Kultstatus. „Der Bär von Bönstrup“ wurde er genannt, als er mittlerweile in die Nähe von Grundhof gezogen war.

Trainerlaufbahn

Nach seiner legendären aktiven Zeit war Kurt Jessen als Trainer tätig.

Bei der neu gegründeten SG Flensburg-Handewitt war er unter Chefcoach Noka Sederusic Co-Trainer und trainierte selbst unter anderem den TSB, den TSV Hürup und die Frauenmannschaft des TSV Grundhof nahe dem Wohnort Bönstrup.

In der Mannschaft spielte auch Ehefrau Ivo, was zu Hause für handballerischen Gesprächs- und Diskussionsstoff sorgte.

Die Begeisterung für das Handballspielen und das Talent wurde an die Kinder weitergegeben. Alle drei spielten auf hohem Niveau. Sie schlüpften allerdings nicht in die Torhüterschuhe des Papas, sondern wirbelten als Feldspieler auf dem Platz.

Zurück zum JRO

Noch vor dem Umzug nach Rapstedt hatte Kurt Jessen auch den JRO unter seinen Fittichen. Er trainierte das Damen-Divisionsteam, in dem die beiden Töchter spielten.

Dem Klub blieb Jessen als Vorstandsmitglied verbunden und engagierte sich für die Pfingstturniere.

Als absoluter Lokalpatriot brachte sich der Jubilar nicht nur in der deutschen Volksgruppe, sondern auch für den gesamten Ort ein.

Er war jahrelang eine treibende Kraft des Bürgervereins und war maßgeblich daran beteiligt, den Kaufmannsladen im Ort zu bewahren.

Auch an der Bildung des lokalhistorischen Gemeinschaftsarchivs im ehemaligen Bankgebäude hatte der bald 70-Jährige großen Anteil.

Kurt Jessen im lokalhistorischen Gemeinschaftsarchiv, an dessen Gründung er sich maßgeblich beteiligte (Archivfoto). Foto: DN

Zwei schwere Schicksalsschläge musste Kurt Jessen verkraften. Sohn Kim, der ebenfalls Polizist wurde, starb 2011 bei einem tragischen Unfall, und Ehefrau Ivo nach schwerer Krankheit 2013.

Kontaktfreudig

Kurt Jessen ist als ruhiger, freundlicher und hilfsbereiter Mann bekannt und geschätzt, der engen Kontakt zur Familie, zu Freunden und zu Bekannten hält.

Daran hat sich auch nach dem Umzug nach Hadersleben (Haderslev) mit seiner Lebensgefährtin Helga nichts geändert. Mit ihr genießt er seinen Ruhestand. Beide erfreuen sich guter Gesundheit und gehen gern Golf spielen.

Aufenthalte im Sommerhaus in Skagen, Reisen und der soziale Kontakt zu Familie und Freunde stehen im Leben von  Kurt Jessen zudem im Mittelpunkt. Insbesondere der Kontakt zu den beiden Töchtern und den neun Enkelkindern ist dem Rapstedter Urgestein wichtig. Der „Bär von Bönstrup“ ist inzwischen sogar Urgroßvater.

Tochter Kerstin ist von Rapstedt nach Apenrade (Aabenraa) gezogen, und Nina lebt mit Familie in Randershof (Rønshoved).

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