Kirche und Bräuche

Der Hund brachte die Ringe – idyllische Hochzeit auf Röm

Der Hund brachte die Ringe – idyllische Hochzeit auf Röm

Der Hund brachte die Ringe – idyllische Hochzeit auf Röm

Tingleff/Tinglev
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Open-Air-Hochzeit von May Sønnichsen und Emil Christiansen auf Röm Foto: Friedrich Hartung

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Statt Kirche wählte ein junges Brautpaar ein Ambiente unter freiem Himmel, um sich das Jawort zu geben. Für die Trauung auf Röm hatte sich die Braut May Sønnichsen die deutsche Pastorin Anke Krauskopf aus Apenrade gewünscht, hatte sie May doch auch konfirmiert. Eine wichtige Aufgabe bekam der Familienhund.

Wenn man die Fotos sieht und sich vom Ablauf und dem ganzen Drumherum erzählen lässt, dann ist der Begriff „Traumhochzeit“ wohl nicht abwegig.

Bei herrlichem Sommerwetter gaben sich May Sofie Sønnichsen, Tochter von Nina und Stefan Sønnichsen aus Randershof (Rønshoved), und Emil Christiansen aus Broacker (Broager) am vergangenen Wochenende unter freiem Himmel auf der Insel Röm das Jawort.

Die Zeremonie und die anschließende Feier mit über 100 Gästen fanden auf dem Sommerhaus-Anwesen der Sønnichsens statt.

Der große Moment für das Hochzeitspaar Foto: Friedrich Hartung

Die Trauung nahm Anke Krauskopf vor, Pastorin des deutschen Gemeindeteils der Stadtgemeinde Apenrade (Aabenraa).

Gezielte Pastorenwahl

Das war May Sønnichsen sehr wichtig. Die 22-Jährige ist Volksgruppenangehörige, hat deutsche Schulen besucht und ist Abiturientin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig. Ihr Mann ist „echter“ Däne.

„Anke Krauskopf hat mich konfirmiert, und wir haben sie gefragt, ob sie auf Röm mich und meinen Freund auch trauen würde“, erzählt May Sønnichsen, die gerade die „kleinen“ Flitterwochen in Skagen verbringt. Die großen Flitterwochen sollen im kommenden Jahr nachgeholt werden.

„Wir wollten eine deutsch-dänische Hochzeit, und da war Anke ja die richtige Pastorin“, erwähnt May, die an der Süddänischen Universität in Odense Literaturwissenschaft studiert.

Warum Röm und alles draußen?

„Auf dem Anwesen ist viel Platz, es ist sehr beschaulich und gemütlich. In unmittelbarer Nähe gibt es keine Nachbarn, sodass man auch laut sein kann. Wir fanden das Ambiente einfach passend“, so May.

Die Kirche ließ man also im Dorf und ließ sich auf der kleinen Nordseeinsel unter freiem Himmel trauen.

Herrliches Wetter

Dass auch noch das Wetter mitspielte, „war natürlich perfekt“, schwärmt May, jetzt mit dem Nachnamen Sønnichsen Christiansen,  von den äußeren Bedingungen.

Der stolze Vater Stefan Sønnichsen führt Tochter May zum Freiluft-Traualtar. Foto: Friedrich Hartung

In die Zeremonie war ein außergewöhnlicher Moment eingebaut, den sie ihr ganzes Leben wohl nicht vergessen wird.

Als die Hochzeitsringe getauscht werden sollten, pfiff Mays Papa Stefan auf einmal ganz laut.

Die Hochzeitsgesellschaft wunderte sich darüber, staunte dann aber nicht schlecht.

Angetrabt kam Familienhund „Sky". Mit dabei hatte er die Trauringe.

„Wir fanden das eine gute Idee. Man hätte jemanden auswählen müssen, der die Ringe überreicht. Da wir niemanden vor den Kopf stoßen wollten, fiel die Wahl auf den Hund. Zum Glück fand das auch Anke Krauskopf eine gute Idee, und so hat uns Sky die Ringe gebracht“, erzählt May mit einem Lachen.

Seit sieben Jahren ist der Boarder Collie der Familienhund der Sønnichsens.

Familienhund Sky bringt die Trauringe. Foto: Friedrich Hartung

 

Nach der Trauung wurde mit Familie, Freunden und Bekannten ausgiebig gefeiert.

Nahezu die Hälfte der rund 110 Gäste war bereits am Freitag davor angereist und übernachtete in Zelten oder anderen Sommerhäusern.

„Am Wochenende fand ja das große Oldtimertreffen statt. Es war sehr voll und die Anreise über den Damm mit Verzögerungen verbunden. Viele kamen daher schon am Abend vor der Hochzeit. Das steigerte noch einmal die Vorfreude“, so die Jungvermählte.

Anke Krauskopf erfüllte den Wunsch des Paares gern, eine Trauung im Freien vorzunehmen.

Frisch verheiratet: May und Emil Sønnichsen Christiansen Foto: Friedrich Hartung

Krauskopf kennt May nicht nur als Konfirmandin. „Meine Tochter ist mit ihr in einer Klasse gewesen“, so die Pastorin.

Unkompliziert war der Einsatz in der Ferne allerdings nicht. Sie habe noch so einiges formal und praktisch abklären müssen, so Krauskopf zum „Nordschleswiger“. 

Sie war zunächst davon ausgegangen, eine Freiluft-Trauung in Grenznähe und somit noch in der Kommune Apenrade durchzuführen, wo die Familie von May lebt. Es wurde dann aber Röm in der Kommune Tondern (Tønder).

Stimmig und würdevoll 

Persönlich ziehe sie eine Trauung in der Kirche vor. Das besondere Flair werde von vielen Brautpaaren meist auch bevorzugt.

Der Open-Air-Hochzeit ihrer ehemaligen Konfirmandin kann Anke Krauskopf nichtsdestotrotz etwas abgewinnen.

„Die Hochzeit war sehr gut organisiert und vorbereitet. Es war alles würdevoll und stimmig. Wäre es nicht so gewesen, hätte ich die Trauung sicherlich nicht so gern draußen vorgenommen“, so die Pastorin aus Apenrade.

Auch gegen die kleine Einlage mit Hund habe sie keine Einwände gehabt.

„Ich finde, die Kirche muss sich bei so etwas bewegen und dafür Raum lassen“, ergänzt Krauskopf, die ihren auswärtigen Sondereinsatz mit einem Besuch der Oldtimerveranstaltung verbinden konnte.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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