Sozialdienst Rapstedt

„Das ist dann schon mit viel Wehmut verbunden“

„Das ist dann schon mit viel Wehmut verbunden“

„Das ist dann schon mit viel Wehmut verbunden“

Rapstedt/Ravsted
Zuletzt aktualisiert um:
Horst Jacobsen (l.) bei der Verabschiedung der langjährigen Familienberaterin Alwine Holt (3. v. l.) und Begrüßung der Nachfolgerin Lena Meyhoff Hansen (2. v. l.). Foto: Friedrich Hartung

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der Hyggeclub als verkleinerte Ausgabe des Sozialdienstes Rapstedt wird sich formal auflösen. Die treibenden Kräfte haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Für die Rapstedter gibt es zum Glück Alternativen.

Horst und Ingrid Jacobsen haben sich fast 15 Jahre um ein Fortbestehen der deutschen Gemeinschaft im Sozialdienst Rapstedt bemüht, der vor über 90 Jahren – 1929 – als Krankenpflegeverein („Frauenverein für Rapstedt und Umgebung") aus der Taufe gehoben worden war.

Es folgte viele Jahre später die Umbenennung in Sozialdienst Rapstedt, und als die Mitgliederzahl und einhergehend die Aktivitäten zurückgingen, entschied man sich vor einiger Zeit, den Sozialdienstverein in den abgespeckten sogenannten „Hyggeclub“ zu ändern, der weiterhin Kontakt zu den Mitgliedern hielt und kleinere Zusammenkünfte organisierte.

Auch diese Ära geht nun zu Ende.

Emotionaler Neujahrsgruß

Horst und Ingrid Jacobsen haben in einem Weihnachts- und Neujahrsgruß an die Mitglieder mit Bedauern mitgeteilt, dass die Voraussetzungen für eine Fortsetzung des Hyggeclubs nicht gegeben sind.

Horst und Ingrid Jacobsen mit den Dokumentenordnern des Sozialdienstes Rapstedt. Das Paar engagierte sich fast 15 Jahre lang intensiv für den Verein und den späteren Hyggeclub. Foto: Privat

Es seien einige Umstände zusammengekommen, die eine Auflösung des Vereins unausweichlich machen.

Die Corona-Krise habe für einen fast zwei Jahre langen Aktivitätsstillstand gesorgt, und es sei nicht gelungen, neue Kräfte zu gewinnen, die die Verantwortung für den Hyggeclub übernehmen.

Horst und Ingrid Jacobsen hätten die Leitung aus Alters- und gesundheitlichen Gründen gern in andere Hände gegeben, was aber nicht gelang.

„Alle Argumente zusammen haben uns in unserem Entschluss bestärkt, den ältesten Verein Rapstedts – nach 93 Jahren Wirken – aufzulösen“, so die Worte des Ehepaares Jacobsen an die rund 60 Mitglieder.

Das Gründungsprotokoll des späteren Sozialdienstes Rapstedt Foto: Privat

„Es ist schon mit viel Wehmut verbunden“, so Horst Jacobsen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Er selbst ist mit dem Ort tief verwurzelt. Umso schmerzhafter ist die Auflösung des geschichtsträchtigen Sozialdienstes, der einst als Krankenpflegeverein bzw. „Frauenverein für Rapstedt und Umgebung" für die Menschen der deutschen Volksgruppe in Rapstedt und Umgebung gegründet wurde.

Alternative

Eine Anbindung an den Sozialdienst und an die Minderheit bleibt aber auch nach der Auflösung bestehen.

Die Rapstedter haben die Möglichkeit, sich dem Sozialdienst Buhrkall (Burkal)  anzuschließen.

Nach der Änderung in Hyggeclub wurde bereits eine enge Verknüpfung vereinbart, die nun noch einen Schritt weitergeht.

Er werde sich zu gegebener Zeit mit Dieter Johannsen treffen, Vorsitzender des Sozialdienstes Buhrkall, um Einzelheiten einer formalen Übernahme zu klären.

„Beim Sozialdienst Buhrkall sind unsere Mitglieder gut aufgehoben, und Familienberaterin Lena Meyhoff Hansen ist auch weiterhin für uns da“, so der scheidende Hyggeclub-Leiter.

Beim Sozialdienst Buhrkall sind unsere Mitglieder gut aufgehoben, und Familienberaterin Lena Meyhoff Hansen ist auch weiterhin für uns da.

Horst Jacobsen

Alternativen sind somit vorhanden. Die Auflösung des Hyggeclubs als letztes Überbleibsel des einstigen Krankenpflegevereins ist in erster Linie eine emotionale Hürde, die bei vielen Wehmut hervorruft.

Es gilt aber auch noch, einige organisatorische und praktische Dinge zu klären.

Vereinschronik

Wann und wie soll in Corona-Zeiten die außerordentliche Generalversammlung zur Auflösung abgehalten werden und wohin mit den vielen Ordnern mit Protokollen und Dokumenten aus über 90 Jahre Vereinsgeschichte?

Horst und Ingrid Jacobsen sind um eine Lösung bemüht. In Erwägung gezogen wird eine „Unterbringung“ des Material im örtlichen lokalhistorischen Archiv oder im Archiv der deutschen Volksgruppe.

Ingrid Jacobsen bei der Jubiläumsfeier in Osterhoist zum 90-jährigen Bestehen des Rapstedter Sozialdienstes Foto: Privat

Auch für Buhrkalls Sozialdienst-Vorsitzenden Dieter Johannsen, der bis vor einigen Jahren auch Hauptvorsitzender des Sozialdienstes für Nordschleswig war, ist der Erhalt der Unterlagen als wichtiges Zeitzeugnis wichtig.

Er hoffe, dass das Material im Rapstedter Gemeinschaftsarchiv unterkommen wird. Es dürften auf keinen Fall alte Dokumente weggeworfen werden, so Johannsen.

Willkommen

Die Rapstedter sind im Sozialdienst Buhrkall herzlich willkommen, betont der Vorsitzende.

„Es steht aber allen frei, ob sie sich uns oder anderen umliegenden Sozialdiensten wie etwa Jeising oder Lügumkloster anschließen.“ Das sei bereits bei den Gesprächen untermauert worden, die vor geraumer Zeit mit dem Hyggeclub geführt wurden, so Dieter Johannsen.

Man werde bestrebt sein, Mitglieder aus Rapstedt bestmöglich einzubinden. Denkbar sei, dass auch Veranstaltungen in Rapstedt stattfinden.

„Wir decken geografisch ja bereits ein großes Gebiet ab und führen auch Veranstaltungen im Deutschen Haus Jündewatt durch. Ich habe das Thema auf die Tagesordnung unserer nächsten Vorstandssitzung im Februar gesetzt“, ergänzt Johannsen.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“