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Leben als Töpferin: Vibeke begeistert Jung und Alt mit ihrer Ton-Freude

Leben als Töpferin: Vibeke begeistert Jung und Alt mit ihrer Ton-Freude

Leben als Töpferin: Vibeke begeistert Jung und Alt

Apenrade/Aabenraa
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Vibeke Erlang Christensen in ihrer Werkstatt, die gleichzeitig den Laden bildet, in dem sie ihre Werke verkauft. Foto: Karin Riggelsen

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Vibeke Erlang Christensen feiert in Apenrade demnächst ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Im Gespräch berichtet sie von den Freuden, die ihr die Arbeit macht und wie sie es schafft, ein traditionelles Handwerk in der modernen Welt fortzuführen.

Tritt man durch die Tür zur Töpferwerkstatt von Vibeke Erlang Christensen, ist es wie der Eintritt in eine andere Welt: Auf Regalen stehen bunte Keramikkreationen, die vom Schaffen der ausgebildeten Töpferin zeugen. In der hinteren Ecke steht ein großer, blanker Brennofen auf einer dicken Holzplatte. Einen Meter entfernt befindet sich die Töpferscheibe auf einem hölzernen Tisch.

Unter den kundigen Händen von Vibeke entstehen unterschiedlichste Werke. Foto: Karin Riggelsen

Vor dem sichtlich oft gebrauchten Arbeitstisch sitzt Vibeke und bearbeitet einen grauen Tonklumpen. Aus dem Klumpen, der, sich drehend auf der Scheibe liegt, entsteht in den kundigen Händen der Keramikerin durch ständiges Ziehen und Formen eine Vase.

Das Drehen sieht einfacher aus, als es ist. Foto: Karin Riggelsen

Angefangen hat die Leidenschaft von Vibeke vor vielen Jahren. Als Hobby hatte sie die Töpferei zunächst für sich entdeckt – neben dem Beruf als Sozialpädagogin. Die Tätigkeit und die daraus erlernten pädagogischen Fertigkeiten helfen ihr noch heute – doch dazu später mehr.

Wenn die Vase getrocknet ist, wird sie gebrannt. Foto: Karin Riggelsen

Dann entstand der Wunsch, aus dem Hobby den Beruf zu machen. Die Apenraderin ließ sich in Sonderburg (Sønderborg) ausbilden und war unter anderem sogar im Süden Deutschlands, in Turnau, um sich dort fortzubilden. Dabei lernte sie unterschiedliche Techniken kennen und verbesserte ihre Fertigkeiten. 2010 schloss sie die Ausbildung mit einer Prüfung ab.

Vibeke Erlang Christensen Foto: Karin Riggelsen

2013 ließ sich die zweifache Mutter mit einer Werkstatt im Apenrader „Det kreative Hus“ am Haderslevvej nieder. Dort hat Vibeke seither ihre berufliche Heimat. „Ich mache alles, was mit Keramik zu tun hat. Ich drehe meine eigenen Sachen und verkaufe diese, ich drehe auf Bestellung und biete Kurse an“, erzählt sie. Zu ihren Schülerinnen und Schülern gehören auch Kinder der deutschen Schulen in der Kommune Apenrade. Kürzlich gab sie einen Kurs an der Deutschen Privatschule Feldstedt.

Drei Standbeine hat ihre Keramikwerkstatt also, – und die sichern auch die berufliche Zukunft, ist sich Vibeke Erlang Christensen sicher. „Anfänglich war die Nachfrage nach meinen Produkten am größten, heute sind es mehr die Kurse“, berichtet sie.

Erfahrungen aus dem vorherigen Job helfen heute

Bei den Kursen, die sie an Schulen, Abendschulen und bei anderen Gelegenheiten – sogar Junggesellinnenabschiede haben bei ihr schon getöpfert – anbietet, hilft ihr die pädagogische Erfahrung. „Ich habe mit so vielen verschiedenen Menschen gearbeitet. Diese Erfahrungen helfen mir heute sehr“, ist sie überzeugt.

Eine Idee, die in Zusammenarbeit mit der Schnapsgilde entstanden ist: Pilzbecher für die „Kurzen“. Foto: Karin Riggelsen

Vibeke ist es wichtig, nicht immer die gleichen Figuren oder Formen herzustellen. „Ich mag es nicht, immer die gleiche Dekoration zu machen, deshalb ist das, was ich mache, auch immer sehr unterschiedlich“, erklärt sie. Ein Blick in die aktuell bestückten Regale lässt den Ideenreichtum der kreativen Frau erahnen: Zu Pilzen geformte Schnapsbecher, die sogar als Eierbecher taugen können, Engelsfiguren, Teelichter und klassische Becher sowie Schalen mit unterschiedlichen Brennmustern stehen dort und zeigen einen Ausschnitt des Schaffensrepertoires.

Gleiches gilt auch für ihre Kurse, die sie anbietet: „Ich überlege immer, was ich mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zusammen herstellen kann“, sagt sie.

Eine kleine Auswahl von Vibeke Erlang Christensens Produkten Foto: Karin Riggelsen

Freude an der Begeisterung der Menschen

Schade findet Vibeke, dass es die Töpfer-Ausbildungsmöglichkeit in Sonderburg nicht mehr gibt. Sie war eine der letzten, die diese Chance hatten. Deshalb ist es ihr wichtig, das alte Handwerk am Leben zu erhalten, und anderen Menschen zu vermitteln. „Ich wollte, dass Kinder und Jugendliche lernen sollten, zu drehen“, erklärt sie. „Das Gesicht von den Kindern zu sehen, wenn sie das Material an der Drehscheibe in die Hand bekommen, das ist etwas ganz Besonderes“, findet Vibeke. „Auch bei den Erwachsenen erkennt man noch diese Gefühle“, fügt sie hinzu.

Bekannt ist Vibeke Erlang Christensen für den „Æ Rummelpott“, den Ehrenpreis des lokalen Satiremagazins „Æ Rummelpott“. Den fertigt sie jedes Jahr neu an und kreiert einen neuen Pokal.

Auch individuelle lokale Produkte entstammen den Händen der Keramikerin. Foto: Karin Riggelsen

Bekannt ist die Keramikwerkstatt fast ausschließlich durch Mundpropaganda. „Es spricht sich herum, was ich mache“, so die Töpferin.

Gebrannt werden die Keramiken übrigens über mehrere Tage bei Temperaturen um die 1.000 Grad. Zuvor müssen die Produkte aushärten und später, nach dem Brennen, natürlich auskühlen. Dann kommt die Glasur darauf, die ebenfalls eingebrannt werden muss. „Dafür wird der Ofen auf 1.250 Grad geheizt“, berichtet sie.

Deshalb kann man seine Werke aus den Kursen auch nicht sofort mit nach Hause nehmen. „Aber wenn man das fertige Werk dann in den Händen hält, ist das eine besondere Belohnung“ bekommt Vibeke immer wieder von den Menschen zu wissen, die mit ihr zusammen gearbeitet haben.

Nachhaltigkeit im Blick

Weil ihr wichtig ist, nachhaltig zu sein, hat Vibeke eine Klimaabgabe eingeführt. Für jedes Produkt, das ihre Schülerinnen und Schüler herstellen, verlangt sie 5 Kronen. Mit dem Geld unterstützt sie unterschiedliche Klimaprojekte in der ganzen Welt. So hat sie mit dem Geld schon Bäuerinnen und Bauern in afrikanischen Ländern geholfen, Samen für Getreidearten zu kaufen, die längere Wurzeln haben und somit dort besser wachsen.

Mit der Aktion möchte sie den Stromverbrauch, der beim Brennen entsteht, kompensieren. Doch das ist nur ein Grund. „Außerdem möchte ich, dass sich die Leute überlegen, was und wie viele Sachen sie machen. Sie sollen mehr Zeit in das einzelne Produkt investieren, statt große Mengen herzustellen, über die man sich hinterher nicht freuen kann“, erklärt sie.

Am Sonnabend, 4. November, feiert Vibeke das „10-Jährige“ beim Tag der offenen Ateliertür von 11 bis 15 Uhr im „Det kreative Hus“ mit verschiedenen Angeboten für Groß und Klein. Alle sind herzlich willkommen.

 

 

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