Leitartikel

„Ende der Funkstille“

Ende der Funkstille

Ende der Funkstille

Kopenhagen/Apenrade
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Die Außenminister Dänemarks und Deutschlands haben sich virtuell getroffen. Sie wollen mehr für die deutsch-dänische Zusammenarbeit tun. Doch wie? Ist es wieder nur eine Sonntagsrede, fragt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Der dänische Außenminister Jeppe Kofod (Soz.) hat sich Dienstag mit seinem Amtskollegen Heiko Maas (SPD) virtuell getroffen – endlich. Eigentlich hätten sich die beiden Außenminister bereits 2020 im deutsch-dänischen Freundschaftsjahr und im Jubiläumsjahr für die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern treffen wollen. Doch die Corona-Pandemie stellte sich zwischen die Freunde.

Daher lag eine Deutsch-Dänische Freundschaftserklärung bereits seit einigen Monaten fertig verhandelt und geschrieben in den Ministerien beiderseits der Grenze und wartete nur darauf, von den beiden Ministern präsentiert zu werden.

In der gemeinsamen Erklärung loben die Außenminister die guten Beziehungen der beiden Länder, darunter vor allem die wichtige Rolle der Minderheiten. Nicht unerwartet wird das deutsch-dänische Grenzland als Modell-Region hervorgehoben, und die Minister sichern die weitere Unterstützung im Bestreben, auf die Liste über immaterielles Kulturerbe der Unesco aufgenommen zu werden, zu.

Dass Deutschland und Dänemark in europäischen Fragen, in der Wirtschaft und der Kultur enger zusammenarbeiten wollen, ist auch nicht gerade neu. Wer im deutsch-dänischen Grenzland lebt, hat Dutzende solcher Aussagen gehört. Sonntagsreden, eben.

Die Erklärung ist auch nicht besonders konkret, sondern hält sich an generellen Formulierungen. Wir haben daher schon bei Jeppe Kofod nachgehakt: Wir wollen wissen, was diesmal anders wird. Denn eine engere Kooperation zwischen Dänemark und Deutschland ist durchaus sinnvoll – vor allem für Dänemark, denn nach dem Brexit fehlt ein einflussreicher, großer Freund an der Seite.

Doch was wollen die beiden Nationen gemeinsam erreichen? Welche konkreten Ansätze gibt es? Welche Rolle spielt das deutsch-dänische Grenzland? Und wie gehen die beiden Nationen gemeinsam in der EU vor, wo Deutschland doch aufs Gas drückt, während Dänemark eher leicht bremst?

Im letzten Satz der Erklärung wird es dann doch etwas konkreter: Deutschland und Dänemark wollen in Zukunft die Zusammenarbeit stärken, indem regelmäßige Treffen auf oberster Beamtenebene stattfinden sollen. Eine echte Überraschung. Nicht, dass man sich treffen möchte, sondern, dass dies bisher nicht der Fall gewesen ist.

Wir sind Nachbarländer, haben aber keinen ständigen Kontakt, um uns gemeinsam auszutauschen? Es ist wahrlich viel Luft nach oben in der deutsch-dänischen Zusammenarbeit – vor allem, wenn es um konkrete Initiativen zum Wohle beider Länder geht.

Die Minister dürfen uns die Skepsis nicht übelnehmen, aber wir haben im Grenzland schon viele schöne Reden gehört, und wir haben während der Corona-Pandemie konkret erlebt, welche Folgen die Funkstille zwischen Dänemark und Deutschland für die Menschen hier hat.

Aber warum sollten diesmal Taten folgen? Kofod darf es uns gerne erklären. 

 

 

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