Leitartikel

„Demokratische Medienhilfe“

Demokratische Medienhilfe

Demokratische Medienhilfe

Nordschleswig/Kopenhagen
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Die dänische Medienförderung ist ein Gut, meint Chefredakteur Gwyn Nissen. Nicht nur, weil „Der Nordschleswiger“ davon profitiert, sondern weil Lokalzeitungen zur demokratischen Grundlage gehören.

In der dänischen Medienlandschaft wissen wir jetzt, wie es sich anfühlt, wenn man auf die Politik warten muss. Seit mehr als eineinhalb Jahren drängen die Medien darauf, dass im Folketing die Verhandlungen über das kommende Medienpaket beginnen sollen – beziehungsweise: Sie warten vor allem darauf, dass die Landespolitiker ihnen mehr Geld zur Verfügung stellen.

Medienförderung war vor einigen Jahren noch ein leichtes Stück politische Arbeit: Gut 4 Milliarden Kronen für „Danmarks Radio“, 350 Millionen Kronen für die Tagespresse und noch einige Millionen für innovative Projekte. Damit war die Arbeit erledigt.

Doch als die Regierung am Donnerstag ihren Vorschlag für das kommende Medienpaket vorstellte, steckte da viel mehr drin als „nur“ die Förderung der Medien.

Die Medienwelt hat sich seit dem Jahrhundertwechsel rasant verändert, ist viel komplexer geworden. Facebook, TikTok, Google, YouTube, TV-Streaming und das Smartphone haben vieles auf den Kopf gestellt. Daher enthielt der Vorschlag der Regierung auch eine demokratische Kontrolle der Tech-Giganten, die den traditionellen Medien Aufmerksamkeit und Werbegelder stehlen.

Ebenso wichtig ist die Umverteilung der Fördergelder von den landesweiten Medien auf die Lokal- und Regionalmedien. „Die lokalen Medien binden uns als Menschen zusammen“, sagte Kulturministerin Ane Halsboe-Jørgensen (Soz.) bei ihrer Präsentation.

Eine ihrer Vorgängerinnen im Amt, Mette Bock (Liberale Allianz), sagte vor einigen Jahren zu „Flensborg Avis“ und dem „Nordschleswiger“, die Minderheitenmedien müssten unabhängiger von der staatlichen Medienförderung werden. Fakt ist aber, dass es den anderen Weg gegangen ist: Ohne Medienförderung wären heute noch mehr Lokal- und Regionalzeitungen in Not – auch in den beiden Minderheiten.

„Der Nordschleswiger“ kommt – trotz großzügiger Förderung aus Deutschland – ohne die dänische Förderung nicht aus. Immerhin bezieht das Medienhaus der deutschen Minderheit in Nordschleswig etwa 20 Prozent seiner Finanzierung aus dem Fördertopf. Und auch bei der digitalen Umstellung unterstützte das Kulturministerium unser Vorhaben mit 2,4 Millionen Kronen jährlich.

Früher galt die Förderung nur der Tagespresse – heute sind dagegen auch Online-Nachrichtenseiten wie zum Beispiel „Der Nordschleswiger“ und „Altinget“ davon umfasst.

Sind es noch freie Medien, wenn sie sich von staatlicher Hand füttern lassen? Ja, die Politik hat nie der kritischen Presse damit gedroht, die Förderung zu entziehen – und es wird auch nie passieren.

Die dänische Medienförderung ist ein Gut. Ursprünglich als Porto-Zuschuss eingeführt, ist sie heute ein wichtiger Beitrag zur Demokratie: Sie sichert, dass es in ganz Dänemark weiterhin Lokal- und Regionalredaktionen gibt – auch in Nordschleswig. Ganz nah am Bürger.

 

 

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