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Wie eine Jägeruper Familie die Modelleisenbahnbörse rettete

Wie eine Jägeruper Familie die Modelleisenbahnbörse rettete

Wie eine Jägeruper Familie die Modelleisenbahnbörse rettete

Jägerup/Jegerup
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Modellbau: Ein Hobby, das verbindet. Foto: Karin Riggelsen

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Ende gut, alles gut: Zweimal im Jahr kann man in den Hallen des Versammlungshauses in Jägerup bei der Modellbaubörse stöbern, quatschen und sein Geld lassen. Für den Initiator Christian Kley hat sein Hobby Zukunftspotenzial und sollte nicht in der „Nischenhobby-Schublade“ verstauben. Deswegen rettete seine Familie die Börse vor dem Aus.

Christian Kley ist wahrlich ein Modelleisenbahnnarr. Der 48-Jährige ist nun seit fast vier Jahrzehnten ein begeisterter Sammler und Hobbyist, und nicht nur das – Christian Kley ist auch eine Art „Botschafter“ für die kommunale Modelleisenbahn-Szene.

Ja, richtig gehört, die Modelleisenbahn in der Kommune hat so etwas wie eine Szene, und diese trifft sich zweimal im Jahr, im Februar und Oktober, zur Modellbahnbörse in Jägerup (Jegerup). Die Modelbahnbörse soll zusammenführen, vermitteln und natürlich auch verkaufen. Die Idee geht auf, und Initiator Christian Kley ist glücklich. Dabei stand die Börse mal vor dem Abgrund. 

Ein Mann und sein Hobby 

Aber von Anfang an: Christian Kley ist begeistert von seinem Hobby. Sogar so sehr, dass seine Freizeitaktivität den Hausbau seiner ganzen Familie beeinflusste: „Als wir das Haus kaufen wollten, in dem wir inzwischen wohnen, war es eine Bedingung meinerseits gewesen, dass wir mindestens 50 Quadratmeter dazubauen. Für eine Anlage versteht sich“, erzählt Christian Kley lachend. 

Modelleisenbahnen füllen das Leben des 48-Jährigen. Er ist nicht nur die Kontaktperson im lokalen Modellbahnverein, sondern besitzt auch eine, seinen Worten nach, „respektvolle“ Sammlung mit weit über 100 Lokomotiven sowie um die 1.000 Güter- und Personenwagen: „Kein Scherz, aber das sind einfach elf große Umzugskartons“, versichert Christian Kley schmunzelnd.

Die Liebe zur detailreichen Freizeitaktivität hat Christian Kley von seinem Vater geerbt. Die Idee zu einer Modelleisenbahnbörse hat er aber von jemand anderem. 

Christian Kley mit Frau Maria Lillegaard Kley und Sohnemann Arthur Foto: Privat

Wie die Wurst zur Börse verhalf 

Eigentlich fand die ursprüngliche Börse in der Kommune Tondern (Tønder) statt, doch ein fleischiger Glücksfall änderte den Veranstaltungsort geografisch und das Leben von Christian Kley sichtlich: „Vor vielen Jahren gab es genau diese Modellbahnbörse in Hoyer im Versammlungshaus. Das war immer urgemütlich, und man konnte Super-Schnäppchen machen“, erinnert sich Christian Kley.

Die Atmosphäre sei sehr freundschaftlich und trotz kleiner Räumlichkeiten gut besucht gewesen. Ein Höhepunkt war neben der Jagd nach außergewöhnlichen Fundstücken auch der Würstchen-Verkauf vom lokalen Schlachter. Beim Biss in die Wurst bekam Christian Kley zufällig mit, dass es nicht gut stand um die Zukunft der Börse: „Der private Initiator war erkrankt und konnte keinen Nachfolger finden. Als ich dann herausfand, dass es die letzte Börse dieser Art in Nordschleswig sein sollte, hatte ich nur meine Frau Maria angesehen, und wir waren beide sofort überzeugt.“ 

Gesagt, getan, das Ehepaar suchte den Kontakt zu dem nun bereits verstorbenen Initiator und bekam neben einer Sammelmappe vor allem viel Wissen mit. Für die Eheleute Kley war aber von Anfang an klar: Es soll wieder gemütlich und intim bleiben. Eine gewisse Intimsphäre sollte gewahrt werden, so wie es auch ihr Vorgänger gemacht hatte. Und natürlich sollte auch die Würstchen wieder geben. 

Neuanfang in Jägerup

Doch dann kam das nächste Hindernis: Das Versammlungshaus in Hoyer (Højer) wurde geschlossen. Für Christian und Maria Kley erst mal ein Schock. Erfreulicherweise ohne Schockstarre, denn Christian Kley griff zum Handy und fand prompt ein neues Domizil: „Nach zehn Minuten hatte ich direkt eine neue Unterkunft, und zwar im Jägerup Versammlungshaus“, erzählt der Familienvater. Jägerup war kein unbekannter Ort, sondern das Heimatdorf der Familie Kley, die mit Sohnemann Arthur dort lebte.

„Jägerup ist ein Dorf des Geschehens, kaum hat jemand eine Idee, wird sie umgesetzt. Deshalb genügte ein Anruf bei der Vorsitzenden im ‚Landsbyforeningen‘, und schon war alles klar; das Versammlungshaus konnten wir unter guten Konditionen mieten und unsere Börse abhalten“, erinnert sich Christian Kley. 

Und seit jeher ist die Börse ein Erfolg. Auch der Umzug in den Norden schwächte den Erfolgsstrom nicht ab, auch weil dadurch das Umfeld erweitert wurde, weiß der Initiator. 

Seitdem wird versucht, zweimal jährlich die Börse auf die Beine zu stellen, immer am ersten Sonnabend im Februar und Oktober.

 

Dass die Börse heutzutage existiert, haben die Besucherinnen und Besucher einer Familie aus Jägerup zu verdanken. Foto: Privat

Modelleisenbahn: Ein Hobby mit Zukunft?  

„Jeder verantwortungsvolle Modellbahn-Vater hat eine Pflicht, die Jüngsten mit in den Bann zu ziehen. Man sagt gerne, dass, wenn einer vom Modellbahnvirus infiziert ist, kommt er nicht mehr zur Vernunft“, erzählt Christian Kley mit einem Augenzwinkern. 

Dem passionierten Modelleisenbauer bereitet die Zukunftsfrage des Bestehens des Hobbys keine Sorgen. Ganz im Gegenteil: „Aus meiner Sicht hat die Modellbahn eine Zukunft, weil es ein Hobby spezieller Art ist. Hier können Mann und Frau, Kind und Kegel mitmachen und sich austoben“, erklärt er.

Dabei ist er der Meinung, dass kein Hobby so viele Themen abdecken und so viele andere Hobbys unter einen Hut bekommen kann wie die Modellbahn: „Die ITler können alles programmieren, die Hobbyelektriker können analoge Steuerungen machen, die Fußballinteressierten bauen sich einfach ein eigenes Stadion, die Tetrismeister versuchen, alle Güterzüge unter einem Hut zu bekommen, Kunstschaffende erstellen 3D-Kunstwerke mit ganzen Landschaften nach ihrem Geschmack und ihrer Kreativität“, schwärmt der Visionär. 

Er blickt auch hoffnungsvoll in Richtung großer Modelleisenbahn-Hersteller: „Da passiert ganz viel am Computer. Es gibt Neuauflagen, und Corona hat die Mitgliederzahl wieder leicht steigen lassen“, erklärt Christian Kley. 

Vor allem, wenn man auf den größten Markt in Dänemark blickt, den die DMJU (Dansk Model Jernbane Union) veranstaltet. Einmal jährlich, und immer abwechselnd in Kolding oder auf Seeland (Sjælland). 20.000 Besucherinnen und Besucher kann solch ein Markt anziehen, um Längen größer als der hyggelige Markt von Christian Kley. Doch dieser weiß, dass Modellbahn-Begeisterte vor allem gerne lokale Börsen besuchen: „Natürlich bestimmt das Portemonnaie sehr viel, also ich zum Beispiel fahre nicht nach Aalborg oder Seeland, nur um zu schauen. Dafür aber gerne nach Horne bei Esbjerg oder südlich der Grenze nach Flensburg, Kiel oder Schleswig“, erklärt der Jägeruper. 

Er freut sich schon auf die kommende Saison und auch darauf, Besucherinnen und Besucher wieder im Oktober zu empfangen. 

Störbern, was das Zeug hält: in Jägerup möglich. Foto: Privat
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