Lokaltheater

Witwenland: Janne und ihre Töchter spielen mit

Witwenland: Janne und ihre Töchter spielen mit

Witwenland: Janne und ihre Töchter spielen mit

Iller
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Janne von Hacht spielt eine Witwe, die Töchter Anuk, Malu, Isa und Lotte spielen die Rollen von Rasmus und Ingeborg in verschiedenen Altersstufen. Foto: Karin Riggelsen

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Das Lokaltheater von „Cathrinesminde Venner“ lädt ein: Im alten Ziegeleiwerk Cathrinesminde feiert am Mittwochabend das Stück „Witwenland“ Premiere. Ein Besuch bei der Generalprobe.

 Die Witwen weinen. Wimmern ertönt auf der grünen Wiese hinter dem Ziegelwerk und übertönt nach wenigen Sekunden das Vogelgezwitscher. Dann eine schreiende Frau, die mithilfe von Nonnen ein Kind zur Welt bringt. Das ist der Auftakt zum Freiluftspiel „Witwenland“ des Vereins „Cathrinesmindes Venner“, das am Mittwochabend Premiere feiert.

Am Dienstagabend fand die Generalprobe statt – und alle rund 30 Darstellenden waren konzentriert bei der Sache. Seit Anfang Mai üben und proben die Schauspielerinnen und Schauspieler für die Aufführungen, zunächst in der Broacker Schule, später dann vor Ort im alten Ziegelwerk.

Dramatischer Auftakt im Stück: Eine junge Frau bringt ihr Kind zur Welt. Foto: Karin Riggelsen
Familienangehörige und Freunde der Darstellenden saßen bei der Generalprobe am Dienstagabend im Publikum Foto: Karin Riggelsen

Mit dabei ist die Familie von Hacht aus Broacker. Mutter Janne spielt eine Witwe, die Töchter – Lotte, Malu, Isa und die jüngste Anuk spielen die Rollen von Rasmus und Ingeborg – in verschiedenen Altersstufen. Die 13-jährige Lotte schlüpft in die Rolle von Rasmus, das Kind einer Witwe.

Warum ist sie dabei? „Meine Mutter hat das vorgeschlagen, sodass wir ein bisschen Theatererfahrung kriegen.“ Etwas nervös sei sie schon vor der Generalprobe, „aber wir haben es wirklich oft geübt und wir sind, glaube ich, gut vorbereitet“.

Lernen, vor anderen zu spielen

Die Proben haben viel Zeit in Anspruch genommen, sie habe aber viel gelernt, sagt die Sechstklässlerin, die ebenso wie ihre Schwestern die Förde-Schule besucht. „Vorher war es schon richtig peinlich für mich, sowas vor anderen zu machen. Das ist jetzt deutlich besser geworden“, so Lotte über ihre Theatererlebnisse. „Aber manchmal dachte ich schon: Ich will lieber zu meinem Pflegepferd, aber nein, ich muss ja zum Theater. Aber es ist es wert“, sagt Lotte lachend.                       

Lotte von Hacht spielt im Stück die Rolle von Rasmus, dem Sohn einer Witwe. Foto: Karin Riggelsen
Janna von Hacht mit ihren Töchtern Anuk, Malu, Isa und Lotte. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist ein besonderes Erlebnis für mich und meine Töchter“, sagt Janne von Hacht. „Wir können beispielsweise nicht alle gemeinsam zum Turnen gehen, weil alle Kinder in verschiedenen Altersgruppen sind. Theater können wir alle fünf spielen, das ist sonst nicht möglich. Hier konnten wir etwas gemeinsam machen. Wir waren schon oft hier auf dem Gelände der Ziegelei, es gibt hier ja immer wieder Aktivitäten durch das Museum“, so die Mutter.

Rund 30.000 Nordschleswiger mussten für Deutschland in den Krieg ziehen

Vor rund zehn Jahren ist die Familie von Flensburg nach Broacker gezogen, damals war Lotte zwei Jahre alt. Nun steht sie auf der Freilichtbühne, umgeben von Gras, Bäumen und der alten Ziegelei. Gemeinsam mit dem Publikum kann sie eintauchen in die Welt vor über 100 Jahren, als Nordschleswig zum Deutschen Reich gehörte. Als rund 30.000 Männer aus Nordschleswig für Deutschland in den Ersten Weltkrieg ziehen mussten – und Tausende Frauen zu Witwen wurden.

Alle Darstellerinnen und Darsteller sind Laienschauspielende und haben wochenlang für die Aufführungen geprobt. Foto: Karin Riggelsen
Der Vorsitzende des Vereins, Carsten Hauerberg Foto: Karin Riggelsen

Die Handlung in „Enkeland“ beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte einer dänischen Witwe im Ersten Weltkrieg. „Die Geschichte in der Romanvorlage ist Fiktion, aber die historischen Kernpunkte sind objektiv richtig, haben stattgefunden, wenn auch nicht genau zu diesem Zeitpunkt“, erläutert der Vorsitzende, Carsten Hauerberg.

Kinder als die großen Verlierer von Kriegen

„Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte, dass die Behörden einer Frau die Kinder weggenommen haben, weil sie angeblich nicht für die sorgen konnte. Das machte man aber eher nicht zwischen 1914 und 1918, sondern um 1898. In der sogenannten Köller-Zeit, als man dem Dänischen gegenüber eher feindlich eingestellt war und man das Entfernen von Kindern als Mittel einsetzen konnte, um zu drohen, wenn zu viel politische Aktivität stattfand. Auf diese Weise stellen wir dar, was die Menschen damals erlebt und gefühlt haben. Wie ihr Alltag war.“

Nicht zuletzt zeige das Stück, dass damals wie heute Kinder die großen Verlierer sind, wenn es zum Krieg kommt, stellt der Vorsitzende fest.

Regisseur Kristian Hald Jensen kurz vor Beginn der Generalprobe – er hat das Stück arrangiert. Foto: Karin Riggelsen
Das Theaterstück zeugt vom Leben in Nordschleswig zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Foto: Karin Riggelsen

Die Romanvorlage des Stücks stammt von Karsten Skovs Roman „Enkeland“. Brian Wind-Hansen hat das Theaterstück verfasst, Regisseur ist Kristian Hald Jensen.

„Die Herausforderung von dieser Aufführung sind die vielen Szenenwechsel“, verrät der Regisseur am Rande der Generalprobe.

Fünf Vorstellungen

Das Ziel von mindestens insgesamt 1.000 Gästen kann erreicht werden, das zeige der Vorverkauf schon jetzt, freut sich der Vorsitzende, Carsten Hauerberg. 300 Sitzplätze hat die Zuschauertribüne, fünf Vorstellungen sind geplant, näheres hier. „Es gibt noch Tickets zu allen Abendvorstellungen, die Vorstellung am Sonnabendnachmittag ist schon so gut wie ausverkauft“, sagt der Vorsitzende.

Wer das ergreifende Stück mit den weinenden Witwen und Lotte als Rasmus sehen möchte, kann sich hier auf der Internetseite des Vereins über die genauen Zeitpunkte informieren.

Leben im Grenzland zu Beginn des 20. jahrhunderts – das Stück basierend auf der Romanvorlage „Enkeland“ erzählt davon. Foto: Karin Riggelsen
Gleich geht es los – zwei Darstellerinnen warten auf ihren Einsatz. Foto: Karin Riggelsen

Der Verein „Cathrinesmindes Venner“

  • „Cathrinesmindes Venner“ führen traditionell jedes zweite Jahr ein Stück auf. Die bislang letzte Vorführung fand 2018 statt. 2020 sollte mit Blick auf das Gedenk-Jahr zur Grenzziehung keine Vorführung stattfinden.
  • Nun soll das Stück „Enkeland“, Witwenland, im Juni 2022 aufgeführt werden. Die Premiere ist für den 15. Juni 2022 geplant, Regie führt Kristian Hald. Die ersten Treffen und Proben fanden in der Broacker Schule statt, bevor die Vorführungen dann vor Ort auf dem Ziegeleimuseum inszeniert wurden. Pro Vorstellung können 300 Zuschauer dabei sein.
  • Gäste aus Deutschland sind herzlich willkommen.
  • Rund 30 Personen haben sich bereits gemeldet, um an den insgesamt fünf Vorführungen mitzuwirken.
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