Deutsche Schule Sonderburg

Deswegen basteln wir Schultüten

Deswegen basteln wir Schultüten

Deswegen basteln wir Schultüten

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Heloise half dabei, eine Schultüte für ihre Schwester Oceane zu basteln. Foto: Sara Eskildsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

15 Kinder werden nach den Sommerferien an der Deutschen Schule Sonderburg eingeschult, und traditionell gibt es zu diesem Anlass eine Schultüte. Aber warum eigentlich?

Ein bunter Trichter, an dem Krepppapier und Deko befestigt werden. Eine Tüte gefüllt mit Geschenken und besten Wünschen – damit gehen nach alter deutscher Tradition die Kinder in ihren ersten Schultag.

Auch an der Deutschen Schule Sonderburg (DSS) erhalten die kommenden Vorschülerinnen und Vorschüler Schultüten, selbstgebastelt von den Eltern. Warum, verrieten Eltern und Klassenlehrerin beim diesjährigen Schultütenbasteln.

Sabrina Nørgaard bastelte eine Schultüte für Tochter Emmeli. Foto: Sara Eskildsen

Sabrina Nørgaard war als Mutter der kommenden Vorschülerin Emmeli beim Schultütenbasteln dabei. Was bedeutet die Tradition für sie und ihre Tochter?

„Ich bin Dänin und nicht damit aufgewachsen. Was ich gut daran finde: Man gibt den Kindern einen Teil von sich mit auf den Weg. Und es ist eine Überraschung von Mama und Papa. Ich kann mich an meinen ersten Schultag erinnern, da haben wir einen Zettel mit unserem Namen, einen Stift und unseren Platz bekommen, und das war es. Hier bekommt man eine schöne Sache von den Eltern. Wir haben es selbst gebastelt und Zeit darin investiert, und dann kriegen sie in der Schultüte noch Kleinigkeiten von der Vorschullehrerin.“

Die Eltern basteln, die Lehrerin füllt die Tüten

Hatte Emmeli ein Mitbestimmungsrecht, was die Motive angeht? „Ja und nein. Als sie von Elisabeth gehört hat, dass Mama und Papa heute die Schultüten basteln, hat sie aufgezählt, was sie als Motiv alles haben möchte. Das waren 2.000 Dinge und kein Thema“ sagt die Mutter lachend.

„Also habe ich gesagt, dass sie sich gerne ein paar Motive wünschen kann, und es am Ende aber eine Überraschung ist.“ Mit Schmetterling, Blumen und Ballett sowie ihrem Namen auf der Schultüte kann sich Emmeli nun auf ihre Einschulung freuen.

Die Eltern konnten aus Schnittvorlagen zwischen vielen verschiedenen Motiven wählen. Foto: Sara Eskildsen

Derzeit werden 13 Kinder an der DSS auf die Vorschulklasse vorbereitet, im Laufe des Sommers kommen noch zwei Kinder aus Berlin und ein Kind aus Stuttgart hinzu, sodass die neue Vorklasse mit 15 Kindern an den Start geht.

Elisabeth Sørensen Samsøe ist seit 21 Jahren Vorschulklassenlehrerin an der Deutschen Schule Sonderburg. Das Schultütenbasteln hat sie in ihrer Zeit als Vorschulleitung von Anfang an angeboten – seit über zwei Jahrzehnten bastelt sie mit den Eltern der kommenden Vorschülerinnen- und Vorschüler Schultüten.

 

Elisabeth Sørensen Samsøe ist seit 21 Jahren Vorschulklassenlehrerin an der Deutschen Schule Sonderburg. Foto: Sara Eskildsen

„Früher haben wir diese Rohlinge ja auch noch selbst gedreht, mittlerweile kaufe ich die in Deutschland“, verrät die Klassenlehrerin mit Blick auf mehrere Stapel mit bunten, auf dem Kopf stehenden Schultüten-Hüllen.

„Es ist dieses Aha-Erlebnis für die Kinder“

Warum ist es eine gute Tradition, den Kindern eine Schultüte mit auf den Weg zu geben? „Es ist dieses Aha-Erlebnis für die Kinder. Dass sie die Einschulung toll finden. Sie wissen: Mama und Papa haben das für mich gebastelt und haben sich Zeit dafür genommen. Sie kriegen es als Geschenk mit in die Schullaufbahn. Und ich fülle noch alles Mögliche in die Schultüten, aber was genau, das verrate ich nicht“, lacht Elisabeth Sørensen Samsøe, die in diesem Jahr 15 Schultüten zu befüllen hat.

Die Eltern bezahlen ihren Anteil, den Rest übernimmt die DSS.

Beim Schultütenbasteln im Klassezimmer der 0. Klasse Foto: Sara Eskildsen

Sebastien Breguet war mit seiner siebenjährigen Tochter Heloise beim Bastelabend mit dabei, um eine Schultüte für Heloises Schwester Oceane zu basteln, die im Sommer eingeschult wird.

„Es ist eine schöne Tradition, den Kindern etwas Selbstgebasteltes zu schenken, wenn sie in die Schule kommen. Heloise ist mit dabei, um ihrer kleinen Schwester eine Schultüte zu basteln. Damit sie einen besonders schönen ersten Schultag hat.“

Sebastien Breguet und seine siebenjährige Tochter Heloise Foto: Sara Eskildsen

Die DSS hat die fünfköpfige Familie Breguet über Freunde kennengelernt. „Wir kommen aus der Schweiz und sprechen Französisch. Ich kann auch ein bisschen Deutsch und es gibt zwei Kulturen, die dänische und die deutsche. Und es gibt an der DSS mehrere Familien aus verschiedenen Ländern. Das hat uns gut gefallen.“

Einschulung am 10. August

Mit Schnittmustern und buntem Krepp, Glitzersteinen und Klebestift ging an der DSS ein weiteres Schultütenbasteln vorüber. Das Ergebnis wird bei der Einschulungsfeier, am 10. August ab 9 Uhr, zu sehen sein.

Die Schultüte – eine alte Tradition

  • Bereits für das Jahr 1817 gibt es schriftliche Belege für die Schultüte. Ein Schüler in Jena habe in diesem Jahr eine „mächtige Tüte Konfekt“ bekommen. Der Brauch hat sich dann von Thüringen und Sachsen aus in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet.
  • Ein Kinderbuch von 1852 zeugt von der bereits damals großen Popularität der Schultüte: Im „Zuckertütenbuch für alle Kinder, die zum ersten Mal in die Schule gehen“ von Moritz Heger heißt es, dass es im Keller der Schule einen besonderen Baum gebe, von dem die Lehrkräfte den braven Schülerinnen und Schülern eine Tüte pflücken. Laut Cantauw gingen die Schultüten mancherorts schon 1910 in Serienproduktion.
  • Auch wenn es rund um die Weltkriege besonders für die ärmere Bevölkerung schwierig wurde, die Schultüten mit Inhalt zu füllen, bestand die Tradition zumindest in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet weiter fort.
Mehr lesen