Rückkehr

Von London zurück nach Nordschleswig

Von London zurück nach Nordschleswig

Von London zurück nach Nordschleswig

Paul Sehstedt
Kollund
Zuletzt aktualisiert um:
Karen Schreiber mit ihrem Jüngsten, Zachariah. Foto: Paul Sehstedt

Nach vielen Jahren außerhalb von Nordschleswig ist Karen mit ihrer Familie im April 2018 zurückgekehrt und wendete London den Rücken.

„Der große Anteil an DF-Wählern in Nordschleswig hat mich erschreckt“, sagt Karen Schreiber aus Kollund, „doch bisher haben wir keine negativen Bemerkungen gehört, weil mein Mann aus Syrien stammt.“

Karen arbeitet Teilzeit am Gichthospital in Gravenstein und hat nebenbei eine Forscherstellung in London, während Ayham Al-Masri eine neu geschaffene Stelle als Notarzt in der Notaufnahme FAM am Krankenhaus in Apenrade einnimmt. Nach vielen Jahren außerhalb von Nordschleswig ist Karen mit ihrer Familie im April 2018 zurückgekehrt und wendete London den Rücken, teilweise durch die Unsicherheit des Brexit beschleunigt.

„Wir hatten schon über lange Zeit hinweg darüber nachgedacht, dass wir nach Dänemark ziehen wollten, und plötzlich passten die Umstände zusammen“, erzählt die Ärztin, die als achtjährige aus familiären Gründen nach Nordschleswig kam, wo sie zuerst die deutsche Schule in Apenrade und anschließend das Gymnasium besuchte. „In London wohnten wir ganz zentral in Westminster und dicht an unseren Arbeitsplätzen“, erinnert sich Karen, „aber Wohnraum ist dort sehr teuer im Vergleich zu Dänemark. Jetzt wohnen wir dicht am Wasser und dicht an Oma, denn ohne sie könnte ich nicht meiner Forscherarbeit nachgehen.“

Karen Schreibers Berufskarriere ist beachtlich: Medizinstudium in Aarhus, 2004 Doktorarbeit in Erlangen, 2008 Studiumsabschluss in Dänemark, Turnus sowie Introausbildung in Sonderburg, und dann meldete sich das Fernweh.

Forschung

„Ich wollte einfach raus und entdeckte, dass ich am Saint Thomas Hospital, das zum Kings College gehört, die rheumatische Krankheit Lupus erforschen konnte“, erzählt Karen. „2012 entstand die Idee, junge Schwangere zu rekrutieren, um sie in das weltweit größte Forschungsprojekt über Lupus einzubeziehen. Wir behandeln die Patientinnen ambulant, und global sind  meist junge Frauen von dieser recht seltenen Krankheit befallen. Lupus ist schwer zu diagnostizieren, und vom ersten Kontakt bis zur endgültigen Diagnose vergehen fünf bis acht Jahre.“

Netzwerk

Außer in Großbritannien mit fünf Lupus-Zentren existieren EU-weit auch in Italien, den Niederlanden und Dänemark Behandlungskliniken. Das Forschungsprojekt in London läuft noch bis 2025, und bis dahin pendelt Karen regelmäßig dorthin. Ganz nebenbei hält sie Vorträge, unterrichtet und schreibt gemeinsam mit einer norwegischen Kollegin ein Fachbuch über rheumatologische Erkrankungen. „Während andere junge Mütter während der Auszeit im Café sitzen, hocke ich am PC“, lacht Karen. „Durch das Internet ist die Welt klein geworden.“

Auch ihr Ehemann lebt ein aktives Berufsleben: Neben seiner Tätigkeit bei FAM (fælles akut modtagelse) hilft er Dansk Akutmedicinsk Selskab mit dem Aufbau eines Unterrichtsprogrammes und ist landesweit unterwegs, um anderen Ärzten neues Wissen zu vermitteln.

Oma Birgit nimmt sich gern ihrer Enkelkinder an: Die dreijährige Sophia besucht den deutschen Kindergarten in Pattburg, und der erst im Oktober geborene Zachariah wird auch „gesittet“. „Ich spreche Dänisch mit den Kindern, Ayham Englisch und Oma Deutsch“, sagt Karen Schreiber. „Dreisprachig aufwachsen ist nicht jedem vergönnt!“ Sie freut sich, wieder in Nordschleswig leben zu können.

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