Deutsche Minderheit

„Wer immer versucht, alles richtigzumachen, verpasst vielleicht den schönsten Fehler“

„Wer immer versucht, alles richtigzumachen, verpasst den schönsten Fehler“

„Wer versucht, alles richtigzumachen, verpasst etwas“

Tingleff/Tinglev
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Bei einer fröhlichen Abschlussfeier in der Aula der Deutschen Schule Tingleff wurden Abgangsschülerinnen und -schüler verabschiedet. Foto: Friedrich Hartung

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Bei der Schulentlassfeier an der Deutschen Schule Tingleff gab es sicherlich die eine oder andere Träne im Augenwinkel, aber die Fröhlichkeit überwog. Es wurde viel gelacht. Die Reden und Beiträge gaben zudem interessante Einblicke in den Schulalltag.

Die Deutsche Schule Tingleff hat sich am Dienstagabend offiziell von zehn Schülerinnen und einem Schüler aus dem 9. Schuljahr sowie von vier Schülerinnen und zwei Schülern aus dem 10. Schuljahr verabschiedet.

Auch wenn Schulleiterin Johanne Knutz am liebsten das Corona-Virus gar nicht mehr erwähnen wollte, so hatte ihre Rede doch indirekten Bezug dazu. Sie zitierte nämlich mehrfach den Philosophen, Schriftsteller und Staatsmann, Lucius Annaneus Seneca, der zu Zeiten von Jesus gelebt haben soll. Seneca oder Zeneca ist auch der Name einer Medizinalfirma, die einen der bekanntesten Impfstoffe herstellt. „Er kann ja nichts dafür, dass das Unternehmen wahrscheinlich nach ihm benannt wurde“, stellte die Schulleiterin augenzwinkernd fest.

Diesem Seneca werden allerdings mehrere schlaue Zitate zugeordnet. „So soll er gesagt haben: Wer Großes versucht, ist bewundernswert, auch wenn man dadurch fällt“, ermutigte sie die Schülerinnen und Schüler sich nicht als Versager zu fühlen, wenn sie mal mit einem Projekt scheitern sollten. „Wer immer versucht, alles richtigzumachen, verpasst vielleicht den schönsten Fehler“, gab sie den jungen Menschen ein weiteres Seneca-Zitat mit auf den Weg.

Die jungen Menschen positionieren sich vor der Aula zum traditionellen Einmarsch. Foto: Friedrich Hartung

Eine letzte Textanalyse

Die Klassenlehrerin des 9. Schuljahres, Kerstin Westergaard, hatte sich für ihre Rede eine Strophe aus einem Song der dänischen Popgruppe Scarlett Pleasure ausgesucht. „What a life“ ist der Titelsong des dänischen Kinodramas „Der Rausch“ (dän: druk) mit unter anderem Mads Mikkelsen.

Viele Jahre hat sie im Dänisch- und Englischunterricht ihre Schülerinnen und Schüler Texte analysieren lassen, ja, sie offensichtlich damit genervt, wie sie vermutete. Jetzt revanchierte sie sich. Kerstin Westergaard nahm sich die Zeilen einzeln vor und zog Parallelen zu ihrer gemeinsamen Zeit an der Deutschen Schule Tingleff.

Natürlich waren die letzten anderthalb Jahre von dem Corona-Virus geprägt gewesen. Die Klassenfahrt nach Berlin fiel der Pandemie zum Opfer auch die geplante Abschlussfahrt auf die Nordseeinsel Röm (Rømø) konnte aus diesem Grund nicht stattfinden, was auch die Klassenlehrerin sehr, sehr bedauerte.

Die Abgangsschüler aus dem 9. Schuljahr, knieend (v. l.): May Hunold, Maja Carstensen, Tobias Hörmann und Muhlisabony Ergasheva; stehend (v. l.): Klassenlehrerin Kerstin Westergaard, Frejdis L. Brandt, Ronja R. Mathiesen, Freja R. Mathiesen, Erin Petersen, Wencke Andresen, Lina L. Poulsen und Fiona S. Andersen, sowie Rektorin Johanne Knutz. Foto: Friedrich Hartung

Das Beste daraus gemacht

„Was für ein verrücktes Jahr“, leitete Henning Kracht seine Ansprache an „seine“ Zehntklässler ein. Allerdings war er der Meinung, dass die Klasse und er „trotz aller Widrigkeiten das Beste aus der Situation gemacht“ hätten, was heftiges Kopfnicken aus den Sitzreihen der Abgangsschülerinnen und -schüler bestätigte.

Aber er teilte die Frustration, die dennoch ab und zu spüren gewesen sei und auch mal laut ausgesprochen wurde. Ja, auch er fand den Online-Unterricht manchmal „super anstrengend und demotivierend“.

Beide Klassenlehrer präsentierten ein paar Highlights der vergangenen Jahre jeweils mit einer kleinen Diashow aus ein paar Schnappschüssen, die immer wieder mit fröhlichem Gelächter oder einem „O, nein!“ kommentiert wurden. Sie gaben interessante Einblicke in den Schulalltag.

Das zehnte Schuljahr flankiert von Rektorin Johanne Knutz (l.) und ihrem Klassenlehrer Henning Kracht (r.): Alysha Thiele, Amy Liewes, Susen Vilp, Sydney Liewes, Benjamin Lorenz und Leon J. Thye. Foto: Friedrich Hartung

Ein Vorteil der Pandemie

Schülersprecher Benjamin Lorenz konnte dem Corona-Virus sogar etwas Gutes abgewinnen. „Vorteil der Pandemie ist, dass die Lehrer jetzt weitgehend Computer ,können’.“ Allerdings zeigte sich im Laufe des Abends, dass die Lehrer diesbezüglich  hie und da noch eine kleine Schwäche haben.

Als Schülersprecher dankte Benjamin Lorenz nicht nur dem gesamten Mitarbeiterstab der Schule, sondern wünschte vor allem den bisherigen Schulkameradinnen und -kameraden viel Glück und Erfolg, die sich dafür entschieden haben, auch noch das zehnte Schuljahr an der Deutschen Schule Tingleff anzuhängen und freute sich auf ein Wiedersehen.

Abschiedsvideo gedreht

Nachdem die Abgangsschülerinnen und -schüler feierlich ihre Zeugnisse ausgehändigt bekommen und sich mit Geschenken bei ihren Lehrerinnen und Lehrern bedankt hatten, präsentierten sie den Anwesenden ein kleines Video, das sie in den vergangenen Tagen offensichtlich mit großem Spaß gedreht hatten.

Mit einem kleinen Imbiss schloss der Abend gemütlich ab.

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