Tonderns Bürgermeister

Frandsen zu Ehe-Screening: „Das können wir schon selbst lösen“

Frandsen zu Ehe-Screening: „Das können wir schon selbst lösen“

Frandsen zu Ehe-Screening: „Das können wir schon selbst lösen“

cvt/Ritzau
Tondern/Kopenhagen
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Henrik Frandsen
Tonderns Bürgermeister Henrik Frandsen. Foto: André Thorup (JydskeVestkysten)

Dänemarks Regierung will künftig ausländische Brautpaare überprüfen, um Zweckehen zu verhindern. Tonderns Bürgermeister sieht darin einen Nachteil für seine Kommune – und fürchtet eine Abwanderung des Hochzeit-Geschäftes nach Kopenhagen.

Dass die Regierung Zweckehen, in Dänemark Pro forma-Ehen genannt, verhindern will, sei vollkommen in Ordnung, meint der Bürgermeister der Kommune, Henrik Frandsen (Venstre). Doch dass eine zentrale Einheit aufgebaut werden soll, die sämtliche heiratswillige Paare screenen soll, bei denen nicht beide Ehepartner dänische Staatsbürger sind oder eine permanente Aufenthaltserlaubnis haben, sei ein Fehler, meint er.

Tondern ist eine der Kommunen, die viel Geld damit verdienen, rein ausländische Staatsbürger zu verheiraten. Jedes Jahr lassen sich an der nordschleswigschen Westküste rund 2.000 solcher Paare trauen.

„Das führt dazu, dass die Brautpaare, die sich zum Beispiel in Tondern oder auf Ærø trauen lassen wollen, künftig in Kopenhagen heiraten“, meint er. „Ich betrachte eine solche Einheit als Zentralisierung und als Generalverdacht gegen die Kommunen. Wir können diese Aufgabe durchaus selbst lösen“, sagt Frandsen.

Die Regierung will Pro forma-Ehen verhindern, bei denen der Verdacht besteht, dass sie von kriminellen Netzwerken genutzt werden, um eine europäische Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Mehr als 60 Prozent aller Ehen, die zwischen Bürgern geschlossen werden, die keinen Wohnsitz in Dänemark haben, wurden 2016 in den Kommunen Ærø, Langeland, Tondern und Kopenhagen geschlossen.

Frandsen: Wollen den Hochzeitstourismus nicht verlieren

„Für uns in der Kommune Tondern ist das Große an der Sache, dass wir all diese Menschen herbekommen. Das ist eine Art Hochzeitstourismus, und den wollen wir nicht verlieren“, sagt Bürgermeister Frandsen. „Ich bin gegen Pro forma-Ehen, aber das ist nicht das, was in Tondern vorgeht“, sagt er. „Wenn die Leute zu uns kommen, um zu heiraten, sind das Frauen in fantastisch schönen Kleidern“, meint Frandsen, niemand komme unfreiwillig.

Laut Berlingske soll das neue zentralisierte Screening durch eine Einheit erfolgen, in der die Dokumente untersucht werden, die für die Ausstellung des zur Heirat nötigen Attests nötig sind. Die Einheit soll zunächst bei der Staatsverwaltung eingerichtet werden.

Doch laut Frandsen können die Kommunen die Aufgabe durchaus selbst lösen. In Tondern sind alleine fünf Standesbeamte beschäftigt, die die Aufgabe nach Frandsen Auffassung gut lösen.

Auch Ærøs Bürgermeister will lieber selbst handeln

Das findet auch Ole Wej Petersen. Der sozialdemokratische Bürgermeister der Inselkommune Ærø meint: „Wenn wir bessere Werkzeuge bekömen, könnten wir auf dem Gebiet noch besser werden. Die Polizei benutzt bereits Maschinen und Scanninginstrumente. Wenn wir die auch bekommen, können wir Personen besser fangen, die zum Beispiel mit falschen Papieren ankommen.“

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