Kinderbetreuung

Alternatives Kindergartenleben

Alternatives Kindergartenleben

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Tondern/Lügumkloster
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Lillie und Co. finden die riesige Sandkiste beim Gemeindehaus in Lügumkloster super. Foto: Monika Thomsen

Wie spielt es sich im Umfeld des Gemeindehauses in Lügumkloster oder beim Schützenhaus in Tondern? „Der Nordschleswiger" ging der Frage an zwei coronabedingten neuen Standorten der deutschen Kindergärten nach.

In einem etwas anderen Umfeld und in kleineren Einheiten als vor Corona läuft der betreute Alltag derzeit für viele der insgesamt 168 Kinder aus den Deutschen Kindertagesstätten und Clubs in der Kommune Tondern (DKCT). 

„Der Nordschleswiger“ blickte – mit Abstand – in zwei der Fremddomizile hinter die Kulissen.

Zum Auftakt geht es zum Schützenhaus in Tondern, wo zwei Gruppen angesiedelt sind.

Spielvergnügen mit und ohne Räder

Dort hinter der Schweizerhalle trifft „Der Nordschleswiger“ zunächst auf Philippa und Iben, die sich gerade im Sand vergnügt haben, während drei andere Mädchen im Gebüsch auf etwas Spannendes gestoßen sind.

Mias Opa brachte den Sand

Den zwei Mädels gefällt es dort gut. „Den Sand hat Mias Opa gebracht“, berichtet Philippa. „Mit dem Lastwagen“, ergänzt Iben. Mias Opa ist Fuhrunternehmer  Kurt Freiberg.

„Das ist wegen Corona“, sagt Iben und zeigt auf das weiß-rot gestreifte Flatterband auf dem Parkplatz, wo einige Kids in Mooncars herumdüsen.

Philippa (l.) und Iben gefällt es, in dem neuen Umfeld zu spielen. Foto: Monika Thomsen

Die beiden kleinen Damen geben fröhlich darüber Auskunft, dass ihre Mütter sich erst daran gewöhnen mussten, sie nun beim Schützenhaus am Ribelandevej abzuliefern, und nicht Kurs auf den Kindergarten in der Popsensgade zu nehmen.

Spaß – auch mit weniger Spielzeug

„Die Kinder machen das super. Sie haben kein Problem damit, dass wir so viel draußen sind. Sie haben Spaß, auch mit weniger Spielzeug", berichtet die sozialpädagogische Assistentin Selina Jürgensen.

So hätten die Kinder auch schon versucht, in den Bäumen zu klettern, obgleich diese sich gar nicht für diesen Zweck eignen.

In der Regel wird draußen ein „Räuberfrühstück“ eingenommen, und sie sind oft zu Spaziergängen auf Achse.

Beim Schützenhaus in Tondern gibt es zwei Gruppen und somit zwei Sandhaufen. Foto: Monika Thomsen

„Die Kinder verstehen, dass das Grenzen sind“, sagt die Mitarbeiterin mit Blick auf die Einteilung in zwei Gruppen.

„Sie haben auch kein Problem damit, dass sie alle zwei Stunden Hände waschen sollen, und sie machen sich gleich daran, wenn wir sie dazu auffordern“, sagt Selina Jürgensen.

 

Die Kinder sehen auch Kleinigkeiten, die sie sonst nicht wahrgenommen hätten.

Selina Jürgensen, sozialpädagogische Assistentin

„Die Kinder sehen auch Kleinigkeiten, die sie sonst nicht wahrgenommen hätten“, berichtet sie, während ein Trio sich gerade eingehend mit Löwenzahn befasst.

„Wann sollen wir essen?“, möchte ein Mädchen wissen. Zehn Minuten muss sie sich noch gedulden –  aber erst geht es zum Händewaschen.

Löwenzahn und andere Dinge aus der Natur stoßen auf ungeteilte Aufmerksamkeit. Foto: Monika Thomsen
Herein und Händewaschen ist für die Gruppe von Selina Jürgensen angesagt. Foto: Monika Thomsen

„Ja, die ist toll“, geben die Kinder des Kindergartens in Lügumkloster voller Inbrunst bekannt, als sie auf ihre riesengroße Sandkiste am Gemeindehaus beim Pastorat in Lügumkloster angesprochen werden.

Da es im Baumarkt nur ganz kleine Modelle zu kaufen gab, hatte Pädagogin Karina Hanquist Lorenzen eine Sandkiste in der Größe drei mal drei Meter in Auftrag gegeben.

Vier Meter lange Bretter

„Die Bretter waren aber vier Meter lang, daher wurde sie halt 16 Quadratmeter groß“, sagt sie lachend angesichts des Werks von Vater Morten Thaysen.

Karina Hanquist Lorenzen und ihre Schützlinge, die viel Spaß in der großen Sandkiste haben. Foto: Monika Thomsen

„Da sind acht Kubikmeter Sand drin“, sagt mit Pastor Matthias Alpen der Hausherr im Pastorat, der bereitwillig für die neuen Tagesgäste in die Rolle als Hausmeister schlüpft.

Leichte Sorgenfalten stellten sich anfangs schon bei ihm ein, als die große Portion Sand mittels eines Krans über die Hecke im Garten des Gemeindehauses vom örtlichen Unternehmen Schmidt angeliefert wurde.

Abtransport ist gesichert

Dabei machte er sich Gedanken, wie er die Sandmassen irgendwann wieder loswird.

„Da kann man einen ganzen Tag lang mit der Schubkarre fahren“, meint Alpen verschmitzt. Aber auch dafür tauchte eine Lösung auf.

Mit Martin Bundesen hat ein weiterer Vater zugesichert, dass der Sand, für den es genügend Interesse gibt, mit dem Trecker abtransportiert wird.

Freude, dass das Gelände genutzt wird

„Karina kann die Leute gut zu Ideen motivieren“, sagt er lachend mit Blick auf die Pädagogin.

Er und die Kirchenälteste Ellen Blume hatten sich kurzgeschlossen und schnell grünes Licht für den Einzug der zwei Kindergruppen gegeben. „Wir freuen uns total, dass die Räume und das Gelände genutzt werden“, sagt Alpen.

Derzeit ruhen die dortigen Aktivitäten der Gemeinde und des Sozialdienstes Lügumkloster wegen der Corona-Schutzmaßnahmen.

Pastor Matthias Alpen, der dem Kindergarten auch seine hintere Terrasse zur Verfügung stellt, hat die Sandkiste zusammengebaut. Foto: Monika Thomsen

„Uns hilft es sehr, dass das Gelände nicht offen ist, wie es bei der Schule der Fall war. Wir fühlen uns hier wohl“, sagt Karina Hanquist Lorenzen, während ein Junge ihr ein Slush-Ice – aus Sand versteht sich –  mit einem Blättchen obendrauf serviert.

Die Kinder akzeptieren die Neueinteilung

„Die Kinder suchen sich neue Spielkameraden. Anfangs haben sie noch nach den anderen Kindern gefragt, und wir haben darüber gesprochen, wer in welchen Gruppen ist. Jetzt haben sie es akzeptiert“, sagt sie.

In ihrer Truppe ist die Alterseinteilung mit Kindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren anders als üblich, da Geschwister gemeinsam betreut werden.

Der nun aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen zweigeteilte Gemeinderaum Foto: Monika Thomsen

„Wenn wir bei Spaziergängen auf andere Kinder aus dem Kindergarten treffen, freuen sie sich, wissen aber genau, dass wir Abstand halten müssen.
Auch das Händewaschen ist Routine geworden“, berichtet die Pädagogin. In Lügumkloster gibt es auch eine Waldgruppe.

Händewaschen im Kindergarten in Jeising. Foto: Privat

Die zweite und jüngere Gruppe im Gemeindehaus wird von der pädagogischen Assistentin Susanne G. Hansen betreut. Die wesentlich kleinere Sandkiste in dieser „Abteilung“ mit vier Kleinkindern hat „Hausmeister“ Alpen zusammengebaut.

Trockenschwimmen in der Sandkiste

„Als noch kein Sand drin war, haben sie gespielt, dass sie in der Schwimmhalle sind. Wir müssen kreativ denken, damit sie in ihr Spiel vertieft werden. Wir halten auch ganz viel nach Krabbeltieren Ausschau“, verrät sie.

Susanne G. Hansen zeigt die Schürze, die sie wie auch Handschuhe laut Corona-Vorgabe anzieht, wenn sie die Kinder wickelt. Foto: Monika Thomsen

Einen super interessanten Fund machten die Kinder im Kindergarten in Jeising, als sie auf eine tote Blindschleiche stießen.

Die Kids verbrachten viel Zeit mit ihrer Entdeckung, wie die DKCT-Gesamtleiterin Ute Zander vom aktuellen Lagebericht des Tages weiß.
„Es kommt jetzt richtig Ruhe rein“, so ihre Erfahrung nach den ersten Wochen.

In Jeising beschäftigten die Kinder sich viel mit der toten Blindschleiche. Foto: Privat

DKCT

• Zu den Deutschen Kindertagesstätten und Clubs in der Kommune Tondern (DKCT) gehören die drei Kindergärten in Lügumkloster, Tondern und Jeising sowie die Schulfreizeitordnungen (Clubs) in Lügumkloster und Tondern.

• Betreut werden 75 Kindergartenkinder, 24 Kleinkinder und 69 Clubkinder (momentan nutzen 20 bis 30 Clubkinder weniger die Betreuung).

• Wegen der Corona-Schutzmaßnahmen sind die Kinder zurzeit in 23 Gruppen eingeteilt.

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