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Örtliche Basis steuert Kurs im Ruderverein Hoyer

Örtliche Basis steuert Kurs im Ruderverein Hoyer

Örtliche Basis steuert Kurs im Ruderverein Hoyer

Hoyer/Højer
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Bei der Generalversammlung des Rudervereins Hoyer ist der Vorstand bei den Wahlen teilweise neu besetzt worden. Foto: Volker Heesch

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Auch bei der Generalversammlung 2022 gab es Misstöne aus einer Fraktion von Unzufriedenen. Jørn Philipsen und Volker Heesch neu im Vorstand des Vereins. Ehrenmitglied Karin Thimsen mahnte: Alle Ruderinteressierten sind willkommen.

Mit 66 stimmberechtigten Mitgliedern war am Mittwoch wie im Vorjahr die Generalversammlung des Rudervereins Hoyer sehr gut besucht. Das zum Versammlungsleiter gewählte Vorstandsmitglied des Nordschleswigschen Ruderverbandes (NRV), Günther Th. Andersen, steuerte gekonnt durch die Veranstaltung, denn wie im vergangenen Jahr musste er eine Fraktion von Unzufriedenen zum Einhalten der Tagesordnung und dem Unterlassen von Zwischenbemerkungen auffordern.

Vorstandsmitglied Konrad Oden legte in der Versammlungsstätte, der Saal des Hofes Hohenwarte in Hoyerschleuse, den Kassenbericht mit einem erfreulichen Überschuss vor. Allerdings ergriff erst noch die frühere Vorsitzende, die vor einigen Monaten nach kurzer Amtszeit aus dem Vorstand ausgeschiedene Eva Weitling, das Wort, und erklärte, sie sei im Vorstand abgesetzt worden.

 

Der Name Norlys für den neuen Vierer, der beim Anrudern getauft wurde, missfiel einigen. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

 

Auch wurde die Taufe eines neuen Bootes auf den Namen „Norlys“ geklärt, was offenbar den Unzufriedenheitspegel bei einigen Mitgliedern hat steigen lassen.

 

Das Rudererhaus in Hoyer direkt an der Wiedau dient auch als Treffpunkt bei geselligen Veranstaltungen wie am Johannistag 2021, der einen guten Überschuss für die Vereinskasse des RV Hoyer einbrachte. Foto: Volker Heesch

 

Oden erwähnte, dass im vergangenen Jahr im Vereinshaus an der Wiedau elf Kubikmeter Wasser verbraucht worden sind, drei weniger als im Jahr davor. Das hielt Eva Weitling allerdings nicht von einem Redebeitrag zum Thema tropfende Wasserhähne im Bootshaus ab.

Thema Mitgliedsbeiträge

Unter dem Tagesordnungspunkt Mitgliedsbeiträge beschloss eine Mehrheit der Versammlung unveränderte Beiträge. Zuvor hatten die Mitglieder Flemming Mathiesen und Arne Johannsen eine Anhebung der Beiträge für Aktive in den Sparten Rudern und Kajak von 750 auf 1.000 Kronen jährlich gefordert. Der bisherige Betrag sei zu niedrig, meinten die beiden.

Das wies Hans Jürgen Petersen mit dem Hinweis auf die guten Vereinsfinanzen zurück und erinnerte daran, dass gerade Ruheständler, die oft in vielen Vereinen aktiv sind, nicht mal eben höhere Beträge auf den Tisch legen könnten.

 

 

Olaf Jessen vertrat auf der Generalversammlung den Vereinsvorstand und erläuterte erforderliche Satzungsänderungen. Foto: Volker Heesch

Diskussionen gab es auch beim Tagesordnungspunkt Satzungsänderungen. Der Vereinsvorsitzende Olaf P. Jessen erläuterte, dass Änderungen aufgrund zusätzlicher Auflagen in Verbindung mit Zuschüssen der deutschen Bundesregierung unter anderem an die Rudersportler in Nordschleswig aus Berlin erbeten worden sind. Eva Weitling meldete sich mit dem Vorschlag zu Wort, in der Satzung müssten Pflichten der Mitglieder notiert werden. Es gab auch Nachfragen zum Status der passiven Mitglieder, mit deren Stimmrecht der Kreis der Unzufriedenen anscheinend nicht einverstanden ist.

 

Nur die passiven Mitglieder müssen auch dem Kreis des Bundes Deutscher Nordschleswiger angehören, für alle anderen gilt das nicht, es ist egal, ob du auch vom Mars kommst.

Niels Christian Nielsen, Vorstandsmitglied des Rudervereins

 

Dazu sagte Vereinsmitglied Anders Gass, der sich als Vorsitzender des „Tønder Roklub“ vorstellte, dass der Rudersport doch im Ruderverein Hoyer im Mittelpunkt stehen sollte. „Und Dialog muss im Vordergrund stehen“, mahnte er und meinte unter Hinweis auf die Bonn-Kopenhagener Erklärungen, dass nationale Gesinnungskontrollen hierzulande doch nicht statthaft seien. „Darf ich als dänisches Mitglied nun weiter in Hoyer rudern?“, fragte er.

„Nur die passiven Mitglieder müssen auch dem Kreis des Bundes Deutscher Nordschleswiger angehören, für alle anderen gilt das nicht, es ist egal, ob du auch vom Mars kommst“, meinte augenzwinkernd Vorstandsmitglied Niels Christian Nielsen.

Da es nur 35 Stimmen bei 22 Nein-Stimmen für eine Satzungsänderung, wie vom Vorstand vorgeschlagen, gab – 44 Ja-Stimmen wären erforderlich gewesen –, soll auf einer außerordentlichen Sitzung nach Einschalten eines Ausschusses die Satzungsänderung erneut Thema sein, was Vorstandsmitglied Peter Sönnichsen vorgeschlagen hatte.

Debatte um passive Mitgliedschaft

Nachdem Eva Weitling erneut das Stimmrecht der passiven Vereinsmitglieder in Zweifel gezogen hatte, meldeten sich Karin Thimsen und Luise Wigh zu Wort. Karin Thimsen, Ehrenmitglied des Rudervereins, erinnerte daran, dass es für Vereine wichtig sei, durch passive Mitglieder unterstützt zu werden. Sie zitierte aus Aufrufen des örtlichen Sportvereins Højer IF, der gerade um passive Mitglieder werbe und auf deren Rede- und Stimmrecht bei Jahresversammlungen verweise.

Luise Wigh erklärte, sie sei 20 Jahre aktiv gerudert, jetzt passives Mitglied, um den Verein zu unterstützen. Sie wundere sich über Kritik, die Passiven würden nichts für den Ruderverein tun. Sie schlug vor, dass längerfristig mitgeteilt wird, wo der Verein Unterstützung benötigt. „Man geht ja nicht einfach los und fängt im Rudererhaus an zu putzen“, meinte sie in Anspielung auf Klagen über mangelnden Einsatz.

Vereinskassierer Konrad Oden (stehend) wurde als Vorstandsmitglied wiedergewählt. Foto: Volker Heesch

 

Maren Meinertz sagte zu Beschwerden, dass nicht genügend junge Leute im Verein aktiv seien, dass man in einem Ort wie Hoyer die Realitäten zur Kenntnis nehmen müsse, dass dort wenige Jugendliche lebten. Die Jugendlichen hätten heute auch andere Freizeitgewohnheiten, die sich oft in geschlossenen Räumen abspielten. Vor allem empfehle sie einen freundlichen Umgangston, um neue Leute für den Ruderverein zu interessieren.

Sechs Kandidaturen für Vorstandssitze

Beim Tagesordnungspunkt Vorstandswahlen stellten sich als Kandidatinnen und Kandidaten Arne Johannsen, er lebt in Deutschland, Eva Weitling, Hoyer, Peter Sönnichsen, Hoyer, Konrad Oden, Jerpstedt (Hjerpsted), Jørn Philipsen und Volker Heesch (beide Hoyer) vor. Gewählt wurden Sönnichsen und Oden mit jeweils 43 Stimmen, Heesch mit 51 und Philipsen mit 37 Stimmen. Auf Johannsen und Weitling entfielen 31 beziehungsweise 22 Stimmen, was nicht für Sitze im Vorstand reichte. Als Vereinsrevisoren wurden Karen Thimsen und Inge Marie Phillipsen bestätigt.

Anschließend überreichte Niels Chr. Nielsen Pokale an Flemming Mathiesen und Eva Weitling. Sie hatten 2021 mit 1.026 und 794 Kilometern die höchsten Kilometerleistungen im Ruderboot erreicht. Im Kajak gingen die Pokale an Frank Steinmeier (775 km) und Lene Jørgensen (462 km).

 

Vorstandsmitglied Niels Christian Nielsen überreichte Flemming Matthiesen (l.) den Pokal für die höchste Kilometerleistung der männlichen Mitglieder im Rudern. Foto: Volker Heesch

 

Unter Verschiedenes meldete sich Karin Thimsen zu Wort und erinnerte daran, dass es seit Jahrzehnten Prinzip im Ruderverein Hoyer ist, dass Jung und Alt und alle Ruderinteressierten willkommen seien.

 

Es geht nicht, dass ältere Mitglieder diskriminiert werden.

Karin Thimsen, Ehrenmitglied des Rudervereins

 

Aber es gehört im Verein auch dazu, dass sich alle gut benehmen. „Es geht nicht, dass ältere Mitglieder diskriminiert werden“, sagte sie und verurteilte Vorkommnisse, dass per Facebook in schlimmster Wortwahl Vereinsmitglieder beschimpft werden und Besserwisserei verbreitet werde. Da sollten sich einige überlegen, was sie dort schreiben. „Alle dürfen gerne mit anpacken. Heute habe ich den Eindruck, einige wollen nur rudern, und der Vorstand darf mit dem Rest sitzenbleiben“, so Thimsen und verwies darauf, dass es zeitweise gelungen sei, Jugendliche aus den Nachschulen fürs Rudern zu interessieren. „Wir haben viel Reklame gemacht“, fügte sie hinzu.

 

Die Wiedau ist das Heimatrevier der Hoyeraner Ruderinnen und Ruderer. Foto: Volker Heesch

 

Auch das neue Vereinsmitglied Jørn Philipsen forderte das Ende der Pöbeleien per Facebook. Helene Olsen versprach, ihre Facebookseite zu schließen, die eigentlich dazu genutzt werden sollte, sich zum Rudern zu verabreden. Konrad Oden erinnerte daran, dass nur der Verein das Recht habe, als Ruderverein Hoyer aufzutreten. Das gelte auch für soziale Medien.

Nach dem offiziellen Teil der Versammlung wurden „Landgangsbrote“ serviert, und viele Teilnehmende ließen den Abend gemütlich ausklingen. 

 

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