Coronavirus
Was nimmst du mit für die Zukunft?
Was nimmst du mit für die Zukunft?
Was nimmst du mit für die Zukunft?
Tag 11: Chefredakteur Gwyn Nissen macht sich zu Hause an seinem letzten Quarantänetag Gedanken über die Zeit nach dem Coronavirus – denn die kommt bestimmt.
Meine Quarantäne geht am Sonntagabend zu Ende. Huurrraaaaa. Vor 14 Tagen bin ich aus dem Skiurlaub aus Tirol zurückgekehrt. Die Schmerzen im Knie, nachdem mich jemand von hinten angefahren hatte, waren noch präsent, doch sollten schnell in Vergessenheit geraten. Zwei Tage später hatte sich nämlich der Risikostatus von Tirol geändert, und ich ging – gesund und bis heute ohne Symptome – freiwillig in die Isolation.
Homeoffice war angesagt, was in meinem Job nicht unüblich ist. Wir sitzen nicht alle den ganzen Tag im Büro, sondern können auch von zu Hause aus das Nachrichtengeschehen verfolgen oder schreiben längere Geschichten von zu Hause aus, wo es ruhiger ist als im Taubenschlag Medienhaus.
Wirklichkeit für viele
Aber fast zwei Wochen zu Hause im Büro arbeiten? Zwei Wochen lang nicht einkaufen, nicht unter Leute kommen, nicht mit den Kollegen oder Freunden zusammen sein? Was sich zunächst nach einer Strafe für die Wenigen anfühlte, ist heute Wirklichkeit für fast alle. Einkaufen dürfen wir zwar noch – und ich darf auch wieder – doch inzwischen haben sich fast alle in den eigenen vier Wänden isoliert. Weil es notwendig ist, um den Coronavirus einzudämmen.
Am Montag dürfte ich endlich wieder raus (weiter raus als der Spaziergang im Wald oder entlang der Flensburger Förde). Wieder zu den Kollegen, wieder unter Menschen. Aber ich denke, ich bleibe weiterhin so weit möglich zu Hause. Zum einen habe ich mich daran gewöhnt (mein Rücken aber nicht) – und die Redaktion arbeitet jetzt schon von überall im Grenzland zu.
Was bringt die Zukunft?
Zu Hause arbeiten ist auch arbeiten, aber dennoch hat die Corona-Krise auch dazu geführt, dass ich mir Gedanken über die Zukunft gemacht habe. Ich bin sicherlich nicht der einzige. Viele Gedanken drehen sich um die nahe Zukunft: Wann erleben wir wieder normale Umstände, wo wir mit Familie und Freunden zusammenkommen und wieder zur Arbeit gehen können? Ich stelle mich inzwischen darauf ein, dass das eine Weile dauern kann.
Meine frühere Chefin und Ex-Kulturministerin Mette Bock ist eine kluge Frau (auch wenn sie für die Liberale Allianz kandidierte). Sie schrieb vor einigen Tagen auf Facebook: „Wenn man zu den Leuten gehört, die in diesen merkwürdigen Zeiten von der Arbeit nach Hause geschickt wurden, dann kann man vielleicht etwas Zeit damit verbringen, sich Gedanken über sein eigenes Leben, seine Mitmenschen und eine Gesellschaft zu machen.“
Zum alten Leben zurück?
Recht hat sie. Was kommt nach der Corona-Krise? Kehren wir dann einfach zum alten Leben zurück? Oder setzen wir vielleicht andere Prioritäten? Ich glaube, jeder von uns wird aus diesem Erlebnis etwas mit ins neue Leben nehmen – neu, weil es für die meisten von uns eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Coronavirus geben wird.
Was willst du in Zukunft? Mehr Zeit mit der Familie verbringen? Gesünder leben? Weniger arbeiten? Mehr Sport treiben? Mehr Zeit für dich haben? Und für deine Liebsten?
Anders als zu Silvester, wo die guten Vorsätze mit dem Kater am nächsten Tag so schnell verschwinden, wie sie um Mitternacht im Rausch gekommen sind, glaube ich, dass das Erlebte während der Corona-Krise, eine nachhaltigere Wirkung haben wird, weil es sich bei der Corona-Krise auch um eine existenzielle Krise handelt.
Anstand und Abstand
Bald werden wir alle jemanden kennen, der durch den Virus infiziert ist. Und wir werden auch schlimmeres erleben. Irgendwann wird es aber auch vorbei sein. Oder wie ein Bekannter von mir schrieb: „Es ist wieder ein Tag vergangen. Damit sind wir einen Tag näher am Ende der Corona-Krise.“ So kann man es auch sagen.
Vielen Dank für die vielen Kommentare und Grüße während meiner selbst gewählten Quarantäne zu Hause. Passt auf euch auf – bewahrt Anstand und Abstand.