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Als Pokalsieger in die Zweitklassigkeit?

Als Pokalsieger in die Zweitklassigkeit?

Als Pokalsieger in die Zweitklassigkeit?

Hadersleben/Haderslev
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Foto: Frank Cilius/Ritzau Scanpix

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Es bleibt noch Zeit, eine enttäuschende Saison auszubügeln und den Sturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. Erst einmal muss der Spagat zwischen Abstiegskampf und Pokalfinale gemeistert werden. Ein Kommentar von Jens Kragh Iversen.

Für die SønderjyskE-Fußballer stehen entscheidende Wochen an, die die Zukunft des Vereins prägen werden. Die Hellblauen können mit einem erstmaligen Einzug ins Pokalfinale als Klub einen großen Schritt nach vorne machen, oder aber einen ebensolchen nach hinten.

Der Abstieg  droht, und er würde für SønderjyskE verheerende Konsequenzen haben. Nach den ersten roten Zahlen nach fast einem Jahrzehnt ist SønderjyskE in der laufenden Saison finanziell noch weiter ins Schleudern gebracht worden. Ein markant teurerer Kader, deutlich niedrigere Fernsehgelder als man veranschlagt hatte und eine Corona-Krise haben den Klub angeknockt. Ein Abstieg würde ein Neuaufbau bedeuten. Da droht in der auf zwölf Klubs reduzierten Superliga der Zug ohne SønderjyskE abzufahren.

Es bleibt aber noch Zeit, eine enttäuschende Saison auszubügeln und den Sturz in die Zweitklassigkeit zu verhindern.

Es läuft aber vieles darauf hinaus, dass es zu einem Abstiegs-Playoff über Hin- und Rückspiel gegen Hobro kommt. 

Foto: Frank Cilius/Ritzau Scanpix

SønderjyskE hat einen Kader, der zu gut ist, um für den Abstieg infrage zu kommen. Dies hört man immer wieder. Aber über zweimal 90 Minuten ist nicht immer die Qualität entscheidend. Wie oft hat man in der Vergangenheit in solchen Relegationsspielen einen Außenseitersieg gesehen, weil der Favorit mit dem Druck nicht umgehen konnte. Die Psychologie und der Zufall spielen hier eine große Rolle. Solche Spiele wünscht sich keiner.

Um diese Nervenschlacht aus dem Wege zu gehen, müssen die Hellblauen in den sechs Spielen der Abstiegsrunde fünf Punkte auf Lyngby oder sechs Punkte auf OB wettmachen. Ein sehr schweres, aber nicht unmögliches Unterfangen. Für SønderjyskE ist es ein großer Vorteil, dass Lyngby und nicht Horsens in dieser Gruppe gelandet ist. Horsens ist dazu in der Lage, jedes Spiel zu neutralisieren und einen Vorsprung zu verteidigen. Spiele gegen Lyngby sind offener. Der Aufsteiger muss sich zudem mental umstellen. Lyngby war am letzten Spieltag zehn Sekunden davon entfernt, als Tabellenachter den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern. Plötzlich ist das Abstiegsgespenst wieder da, das man fast schon vertrieben hätte.

Bei SønderjyskE spukt  das Abstiegsgespenst schon länger herum. Hier muss man aber erst einmal den Spagat zwischen Abstiegskampf und Pokalfinale meistern.

Die Chance ist so groß wie nie zuvor, erstmals in ein Pokalfinale einzuziehen. Und sie wird wohl kaum größer werden, den ersten Fußball-Titel der Vereinsgeschichte zu holen. SønderjyskE empfängt im Halbfinale am morgigen Mittwoch Horses. Im anderen Halbfinale stehen AaB und AGF. Es fehlen also die Überflieger der Superliga, FC Midtjylland und FC København. Das wird in Zukunft nur selten der Fall sein.

 

Foto: Frank Cilius/Ritzau Scanpix

Die Gefahr besteht, dass man sich zwischen zwei Stühle setzt. Das Schreckensbeispiel lieferte Silkeborg IF vor zwei Jahren. Nur kurz nach dem Pokalfinale (1:3 gegen Brøndby) stieg man aus der Superliga ab.

Das Erreichen eines Pokalfinales ist aber eine einzigartige Möglichkeit, die man nicht verstreichen lassen darf. Auch weil es sich andeutet, dass das Pokalfinale am 1. Juli in Esbjerg doch noch ein stimmungsgeladenes Highlight mit einer begrenzten Anzahl von Fans auf den Rängen werden könnte.

SønderjyskE wird das Pokalfinale nicht freiwillig herschenken, auch nicht um Kräfte für den ersten Abstiegskrimi nur wenige Tage danach gegen Lyngby zu schonen. Es zeichnet sich ab, dass mehr als die Hälfte aus der Startelf gegen Silkeborg auch im Pokal ran darf.

Es muss kein Entweder-oder sein, sondern ein Sowohl-als-auch, wobei der Klassenerhalt das alles überschattende Ziel bleibt.

Die Hellblauen müssen aber eine Schippe drauflegen, wenn  sie nicht nur das Pokal erreichen, sondern auch die Playoff-Spiele vermeiden   wollen. Das Bauchgefühl war nach dem Brøndby-Spiel besser als nach dem Silkeborg-Spiel. Das war ein Schritt zurück.

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