Friesisch in Nordfriesland

Altmeister der friesischen Sprachforschung: Prof. Nils Århammar wird 90

Altmeister der friesischen Sprachforschung: Prof. Nils Århammar wird 90

Friesische Sprachforschung: Prof. Nils Århammar wird 90

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Nordfriesland
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Nils Århammar im Sommer 2021 zusammen mit seiner Frau Ritva Århammar. Foto: privat/ shz.de

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Geboren in der schwedischen Provinz in Stora Malm, forschte sich Århammar seinen Weg bis ans Nordfriisk Instituut in Bredstedt, wo ihm schließlich die „Grübchen-Frage“ gestellt wurde. Aber lesen Sie selbst.

Am 7. August begeht Professor Dr. Nils Århammar in der finnischen Heimat seiner Frau in kleinem Familien- und Freundeskreis seinen 90. Geburtstag. Er ist der Altmeister, der große alte Mann der friesischen Sprachforschung. Kein Lebender auf dieser Welt weiß mehr über das Friesische als er.

Auf Umwegen nach Bredstedt

Auf einem Bauernhof in Stora Malm in der schwedischen Provinz Södermanland wurde er geboren. Sein Lehrer an der Universität Uppsala, Professor Ernst Löfstedt, wies den jungen Mann auf das noch wenig beackerte friesische Forschungsfeld hin. 1957 machte Århammar erste Sprachaufnahmen auf Föhr und Amrum. Ein immenser Bestand an sprachlichen Aufzeichnungen wurde daraus. Viele persönliche Verbindungen knüpfte er seit dieser Zeit. Manche Nordfriesen erkannten erst durch ihn den Wert ihrer Sprache.

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Im Jahr 1960 wurde er wissenschaftlicher Assistent an der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Universität Kiel, 1963 Lektor für Schwedisch in Marburg. Seine Forschungen zum Friesischen setzte er fort und habilitierte sich 1974. Zwei Jahre später gelang die Einrichtung einer Friesisch-Professur in Kiel – und viele hatten dabei an ihn gedacht. Er zog indes die renommierte, besser ausgestattete Friesisch-Professur an der Universität Groningen/Niederlande vor. 1988 erhielt er die neu geschaffene Friesisch-Professur an der späteren Universität Flensburg, verbunden mit dem Direktorat für Sprache und Literatur am Nordfriisk Instituut in Bredstedt, wo er auch seinen Wohnsitz nahm.

Internationale Anerkennung

Anstelle einer umfassenden Arbeit hat Nils Århammar eine große Zahl an Aufsätzen verfasst. Sie füllen sicherlich weit über zweitausend Seiten, manche sind Standardwerke. Genannt seien die Beiträge im „Handbuch des Friesischen“ von 2001, an dessen Herausgabe er wesentlich beteiligt war. Die zu seinem 65. Geburtstag erschienene Festschrift zeugt von der Reputation, die er sich auch international erworben hat. Als erster Ausländer und erster Sprachwissenschaftler erhielt er 2001 den Sylter C.-P.-Hansen-Preis, 2014 sodann den Hans-Momsen-Preis des Kreises Nordfriesland. Wegen seiner Verdienste um das Friesische auf der Insel ernannte ihn die Gemeinde Helgoland 2011 zum „Verdienten Bürger“. Große Unterstützung bei seiner Arbeit erfährt er durch seine Frau, die aus Finnland stammende Sprachwissenschaftlerin Ritva geb. Mikkola.

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Århammar und die „Grübchen-Frage“

Eine kleine Anekdote mag sein überaus erstaunliches Detailwissen zeigen. Bei einer Kaffeepause im Nordfriisk Instituut wurde über einen Menschen gesprochen, der beim Lachen schöne Grübchen im Gesicht zeigte. Die Frage kam auf, was ‚Grübchen‘ auf Friesisch heißt. Nils Århammar wusste es auf Helgoländer, Föhr-Amrumer und Sylter Friesisch, das Bökingharder Wort fiel ihm nicht ein. Nach einer kurzen Weile kam es dann: „Diik! Grübchen auf Frasch heißt: diik, sowohl Maskulinum als auch Neutrum möglich. Sieh mal im Wörterbuch nach.“ Und tatsächlich, da stand es schwarz auf weiß. – Maning manschene tånke tu san iirdäi am ham än seede: Hartliken lukwansch!

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