Klimaschutz in Nordfriesland

Direkt vom Landwirt: So will Fiona Krüger den regionalen Lebensmitteleinkauf fördern

So will Fiona Krüger den regionalen Lebensmitteleinkauf fördern

Fiona Krüger will den regionalen Lebensmitteleinkauf fördern

SHZ
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Fiona Krüger (31) vor dem „Statthus“ in Husum. Foto: Tilman Wrede/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Regionale Produkte vom Erzeuger direkt an die Kunden, dafür will Fiona Krüger sorgen und so ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Der Grundstein für ihr nachhaltiges Denken wurde schon in der Grundschule gelegt.

„In der Grundschule gab es eine Ackerbauwoche, wo wir Kinder den ganzen Prozess auf einem Bauernhof miterleben konnten – Pflügen, Ernten und Melken der Kühe. Die Milch von dem Hof haben wir danach noch in die Schule geliefert bekommen“ erzählt Fiona Krüger (31) über den Grundstein für ihr Interesse an der Nachhaltigkeit.

Sie kommt aus Neumünster und wohnt seit zwei Jahren in Husum. Im September 2021 habe sie das einzige Mal auf eine Facebook-Werbung geklickt und sich von dem Projekt „Marktschwärmer“ mitreißen lassen.

Eröffnung im Mai statt geplantem Start im Januar

Gerade ist sie dabei, dieses Projekt in Husum umzusetzen. Dabei werden Lebensmittel von Landwirten an Interessenten aus der Region verkauft. Den Preis legt der Erzeuger fest, wovon zehn Prozent an das „Marktschwärmer“-Team geht und circa acht Prozent an die Gastgeberin, in diesem Fall an Fiona Krüger.

„Ich habe mit 13 Erzeugern genügend zusammen und 92 von 150 Mindestanmeldungen liegen vor.“ Für Erzeuger gilt, dass das Grundsortiment vorhanden sein sollte. „Backwaren, Molkereiprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse. Der Erweiterung sind aber keine Grenzen gesetzt“, sagt die 31-Jährige.

Für den Kauf ist eine Registrierung nötig, aber das bedeutet nicht, dass man zum Bestellen verpflichtet ist. Jede Woche werde dann das Angebot der Erzeuger in ein Portal eingestellt, und Registrierte können direkt daraus anfordern. Zwei Tage vor Abholung schließt das Portal, damit die Erzeuger auch nur das mitbringen, was bestellt wurde. Die Verteilung soll in 90 Minuten stattfinden, in der sich Käufer und Verkäufer im „Statthus“ im Pestalozziring treffen.

Regionale Produkte gegen die Erderwärmung

Noch ist der Raum etwas kahl, es stehen Stühle, Schlitten, eine Tafel, ein Modell des Gebäudes und Schulbänke in dem Raum. Es macht den Eindruck eines leeren Lagerraums für Notfälle, das soll sich aber bald ändern. Im Mai soll dieser Raum mit Lebensmitteln aus der Region gefüllt werden.

„Ursprünglich war der Januar als Eröffnungstermin geplant, es ist aber viel zeitintensiver und dauert auch viel länger als ich dachte. Ich war auch nicht immer so konsequent, wie ich es mir vorgenommen habe“, gesteht Krüger, die bis zum Eröffnungstag alles alleine macht.

„Besonders schön finde ich dabei den Austausch zwischen den Personen: Die Käufer treffen die Erzeuger und können ins Gespräch kommen“, so die Husumerin. Die Erzeuger haben sich über das Engagement gefreut: „'Endlich besteht in Husum die Möglichkeit, mehr Abnehmer zu erreichen', war der Tenor. Einige Landwirte haben mit dem Gemüseanbau vor ein paar Jahren angefangen und jetzt, da sie wissen, dass sie mehr Abnehmer haben, bauen sie auch mehr an“, berichtet die 31-Jährige über das Feedback von Landwirten. Auf Rückfahrten aus Neumünster sei sie bei Bauernhöfen vorbeigefahren und hat eine Beteiligung vorgeschlagen.

Lebensmittel von Bauernhöfen aus der Region

Krüger sei schon immer gerne in Hof- und Bioläden gewesen und habe schon früh darauf geachtet, wo die Produkte herkommen, die sie einkauft. Über ein Pflichtpraktikum im Agrarwissenschaftsstudiums lernte die 31-Jährige zwei Biohöfe kennen. Der Gedanke, regionale Produkte weiterzuverbreiten, verfestigte sich.

„Ich selbst versuche schon sehr lange ausschließlich Bio-Produkte zu kaufen. Auf das Auto verzichte ich im Home-Office sowieso“, erzählt Krüger, die als Gutachterin für Artenschutz bei BioConsult in Husum arbeitet.

Sie hat auch einige Alltags-Tipps für den Klimaschutz: Da könne jeder schon bei einfachen Dingen anfangen, das Wasser beim Zähneputzen ausmachen zum Beispiel. Einen Beutel zum Einkaufen nehme auch nicht viel Platz weg und ohne PET-Flaschen komme auch jeder aus. „Regional einkaufen kann jeder, sei es im Einzelhandel oder bei Lebensmitteln. Eine Milch aus Bayern ist nicht besser, und das T-Shirt muss auch nicht um die halbe Welt geschickt werden“, so die 31-Jährige weiter.

Ein Ziel von Krüger ist das ständige Wachstum von Erzeugern und Interessenten. „Es wäre natürlich auch ein Traum, Gruppenexkursionen oder Verkostungen für Schulen auf den Bauernhöfen anzubieten, damit Kinder aus erster Hand erfahren, wie Lebensmittel entstehen“, erzählt die Husumerin. Vielleicht kommt dann eines Tages ein Kind so begeistert von einem Bauernhofausflug zurück wie Fiona Krüger damals.

Mehr lesen

Leitartikel

Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
„Ja zu Tempo 30 innerorts: Warum wir auf die Fakten hören sollten“