Inzidenz über 600

Dithmarschen plötzlich Corona-Hotspot im Norden

Dithmarschen plötzlich Corona-Hotspot im Norden

Dithmarschen plötzlich Corona-Hotspot im Norden

SHZ
Heide / Brunsbüttel
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20 Covid-Patienten müssen im Westküstenklinikum in Heide behandelt werden. Gleichzeitig sind Mitarbeiter in Quarantäne. Das zwingt das Krankenhaus dazu, Behandlungen zu verschieben. Foto: Archivfoto Ulrich Seehausen/shz.de

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Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat der Kreis an der Westküste derzeit mit Abstand die meisten Corona-Fälle im Land. Ursächlich sind wohl Tanzveranstaltungen kurz vor Weihnachten.

Bis vor wenigen Wochen sah es so aus, als würde Dithmarschen glimpflicher als andere Regionen durch den Corona-Winter kommen. Noch Anfang Dezember hat der Landkreis bundesweit einen der niedrigsten Inzidenz-Werte (Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche). Doch damit ist es seit Weihnachten vorbei. Deutlich dreistellig waren die Zahlen in den letzten Dezembertagen. Die Omikron-Variante hat den Kreis an der Westküste fest im Griff. Immerhin: Die Zahl der Covid-Patienten im Krankenhaus ist noch sehr niedrig.

Fast 1000 akute Infektionsfälle verzeichnete das Kreisgesundheitsamt in Heide am 2. Januar (Sonntag). Am 26. Dezember lag diese Zahl noch bei 284. Allein am 31. Dezember registrierte die Behörde 173 Neuinfektionen. Betroffen sind vor allem Menschen aus der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen: 583 der Dithmarscher mit einer akuten Infektion fallen in diese Altersgruppe. Kinder unter vier Jahren und Senioren über 80 sind bisher kaum betroffen.

Räumlich verteilen sich die Fälle über das gesamte Kreisgebiet. Zwar sind die Ämter Kirchspielslandgemeinden Eider und Mitteldithmarschen etwas stärker betroffen als die Kreisstadt und die anderen Ämter. Eine Region mit wirklich wenigen Fällen lässt sich derzeit aber nicht erkennen. Ungeimpfte sind bei den aktiven Fällen deutlich überrepräsentiert: Ihr Anteil an den akuten Infektionen liegt bei 63,9 Prozent.

Laut Landrat Stefan Mohrdieck ist die Omikron-Variante des Coronavirus spätestens seit kurz vor Silvester in Dithmarschen vorherrschend. Mohrdieck hatte, in Abstimmung mit der Landesregierung in Kiel, bereits vor dem Jahreswechsel die Regeln für Veranstaltungen in seinem Landkreis verschärft. Tanzveranstaltungen müssen angemeldet werden, die Teilnehmerzahl ist stark begrenzt. Gleichzeitig appellierte der Landrat an die Bevölkerung, Menschenansammlungen zu meiden und zuhause zu bleiben.

Party mit 900 Gästen mögliches Superspreader-Event

Grund für den sprunghaften Anstieg, so vermutet man in der Kreisverwaltung, ist eine Diskoveranstaltung in Meldorf am vierten Adventswochenende mit 900 Teilnehmern. Dort soll, so berichtet der NDR, zwar 2Gplus gegolten haben, das Einlass- und Hygienekonzept sei lückenlos dokumentiert. Trotzdem hat sich von dort offenbar das Virus weit verbreitet.

Die steigenden Fallzahlen haben bereits Auswirkungen auf das Gesundheitssystem: Zwar ist die Zahl der Covid-Patienten im Krankenhaus am Montag, 3. Januar, mit 20 im Verhältnis zur Zahl der akuten Fälle noch sehr gering, doch in den Westküstenkliniken in Heide und Brunsbüttel müssen deshalb bereits geplante Behandlungen verschoben werden. Eine spezielle Covid-Station wurde, wie in früheren Wellen, wieder eingerichtet.

Gleichzeitig sorgen Omikron-Fälle unter Angestellten der Krankenhäuser für Personalengpässe. „Insbesondere durch die verschärften Quarantäneregeln bei Omikron-Fällen haben wir spürbare Personalausfälle, die wir kurzfristig nicht kompensieren können“, sagt Martin Blümke, Medizinischer Geschäftsführer der Dithmarscher Krankenhäuser. „Daher versorgen wir aktuell Notfälle und Patienten mit einem vordringlichen Behandlungsbedarf. Darüber hinausgehende planbare Behandlungen werden auf ihre Dringlichkeit hin überprüft“, kündigt Blümke an. „Die Patientinnen und Patienten werden direkt informiert.“

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