Sörup

In der Hofbäckerei Löstrup wird auf eigenes Mehl gesetzt

In der Hofbäckerei Löstrup wird auf eigenes Mehl gesetzt

In der Hofbäckerei Löstrup wird auf eigenes Mehl gesetzt

SHZ
Sörup
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Köstlicher Duft strömt aus dem Backofen, wenn Magret Schneider (li) und Conny Golle das Brot aus dem Backofen ziehen. Foto: Peter Hamisch/shz.de

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Was vor 38 Jahren mit sechs Broten im Haushaltsbackofen begann, ist heute eine voll ausgelastete Bäckerei. „Wir produzieren bis zu tausend Brote in der Woche, zu 17 verschiedenen Sorten“, sagt Bäckerin Sabine Wendt.

Es duftet köstlich nach frischem Brot. Bereits auf dem Hofplatz der Hofgemeinschaft Löstrup, am Ortsrand der Gemeinde Sörup gelegen, zieht der Duft den Besucher an. Es ist eng in der Backstube, die so wenig vom Flair einer Stube hat. Eine Knetmaschine ist die einzige größere Maschine im Back Raum. „Hier wird alles mit der Handgemacht“, hebt Bäckerin Sabine Wendt hervor.


Sie ist gemeinsam mit Magret Schneider, Conny Golle und Danny Wiebe für die köstlichen Backerzeugnisse zuständig. Bis auf Conny Golle, die Konditorin gelernt hat, sind alle anderen vom Team Bäckergesellinnen. Mit viel Knowhow arbeitet Ralf Böttcher mit im Team, der gelernte Bau-Ingenieur ist für die Logistik zuständig. In die Betriebsleitung hat sich seit eineinhalb Jahren Lea-Marie Brozus eingearbeitet.

Bäcker zu sein, aus Getreide ein wichtiges Lebensmittel herstellen, ist bereits für viele in diesem Beruf eine Berufung. Für die Fünf von der Hofbäckerei Löstrup ist dieser Beruf mehr, er beinhaltet ein Stück Weltanschauung.

Natürlicher Kreislauf

Einfach gesagt ist es der natürliche Kreislauf, der hier das Handeln bestimmt. Ein natürlicher Kreislauf, der mit dem Anbau des Getreides beginnt und der nach der Reife nicht irgendwo hin transportiert wird, sondern auf dem Hof Löstrup getrocknet und gemahlen wird, bis er in der hofeigenen Bäckerei zu 17 verschiedenen Brotsorten, Brötchen und Feingebäck verarbeitet wird.

Die besondere Philosophie der Hofgemeinschaft wird seit 1978 umgesetzt, als ein konventioneller landwirtschaftlicher Betrieb auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt wurde. Eine Hofgemeinschaft von Menschen, die ihre Vorstellungen von naturnaher Landwirtschaft umsetzen wollten. Die eigene Bäckerei spielte dabei eine herausragende Rolle, denn sie ist das Bindeglied der Veredelung zwischen Anbau und Vermarktung. Eine Bäckerei, die aber auch hohe Anforderungen an das Bäckerteam stellt.

Eigenes Mehl

Während die herkömmlichen Backbetriebe ein immer gleichwertiges Qualitätsmehl beziehen, wird in Löstrup das eigene Mehl verarbeitet, dass in seiner Qualität erntebedingt unterschiedlich ausfällt. Da sind die Bäckerinnen mit ihrer ganzen Kenntnis gefordert, ein Endprodukt zu fertigen, dass den Qualitätswünschen der Kunden entspricht. Natürliche Zutaten, Garzeiten, unterschiedliche Backtemperaturen und Zeiten werden hier angewandt. „Diese Kenntnisse sind aber auch das besondere an unserem Beruf und machen ihn so spannend“, schildert die 43-jährige Magret Schneider und fügt hinzu, das Mehl ein anspruchsvolles, lebendes Produkt sei.

Sie hat ihren Beruf in einer Bäckerei in Wees erlernt und schwärmt vom Team in Löstrup. Die unterschiedlichen Herausforderungen erfordern die Meinung und die Kenntnisse aller Bäckerinnen. Und wenn mal was nicht klappt, dann hagelt es keine Vorwürfe, sondern gemeinsam wird der Mangel behoben.


Da der Hof Löstrup seit 38 Jahren ein Demeter Betrieb ist, haben die Mitarbeiter auch die Möglichkeiten, an Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen. „Weiterbildung ist für uns eine wichtige Grundlage zur Qualitätssicherung“, stellt Sabine Wendt fest.

Für Conny Golle spiegelt der Beruf ihre Lebenseinstellung wider. In der DDR groß geworden hat sie die Umweltverschmutzung hautnah erlebt und für sich festgestellt, im Westen in einem Beruf tätig zu sein, der sich mit ihrer ökologischen Lebenseinstellung deckt. Die Hofbäckerei Löstrup ist für die 51-jährige Konditorin die Erfüllung ihrer Lebensvorstellung, einen Beitrag zum natürlichen Kreislauf zu leisten. „Ich kann das von uns produzierte Produkt guten Gewissens Jedermann empfehlen“, argumentiert sie.

Voll ausgelastete Bäckerei

Was vor 38 Jahren mit sechs Broten im Haushaltsbackofen begann, ist heute eine voll ausgelastete Bäckerei. „Wir produzieren bis zu tausend Brote in der Woche, zu 17 verschiedenen Sorten“, berichtet Sabine Wendt. Dazu kommen Brötchen und Feingebäck.

Das Erfolgsmodell Hofbäckerei Löstrup ist eingebunden in die Hofgemeinschaft Löstrup. Neben der Produktion von Lebensmitteln und deren Veredelung und regionalen Vermarktung von Flensburg bis nach Eckernförde, steht die Hofgemeinschaft auch für soziale Betreuung. Menschen mit Behinderungen leben und arbeiten auf dem Hof.

Für das Bäckerteam ist nicht nur der wirtschaftliche Erfolg ausschlaggebend, auch die Resonanz ihrer Kunden ist ihnen wichtig, und die ist durchweg sehr positiv. Auch in Corona Zeiten hat der Zuspruch für die Produkte der Hofgemeinschaft Löstrup weiter zugenommen.

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Gerrit Hencke
Gerrit Hencke Journalist
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