Denkmalschutz

„Volksaktien“ sollen Krusauer Wassermühle vor dem Abriss retten

„Volksaktien“ sollen Krusauer Wassermühle vor dem Abriss retten

„Volksaktien“ sollen Krusauer Wassermühle vor Abriss retten

Krusau/Kruså
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Die Wassermühle in Krusau ist extrem sanierungsbedürftig. Foto: Pressefoto

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Nicht nur Däninnen und Dänen wollen sich durch den Kauf von „Anteilsscheinen“ an der Finanzierung des Restaurierungsprojektes beteiligen. Weltweit scheint das Vorhaben auf Gegenliebe zu stoßen. Eine Aktie ist in Australien gelandet.

Die Abrissbagger standen im Frühjahr 2023 förmlich schon vor der maroden Wassermühle in Krusau startbereit, als in buchstäblich letzter Sekunde die Projektgesellschaft „KV23 APS“ der Kommune Apenrade die symbolische Summe von 2 Kronen „hinblätterte“ und so die heruntergekommene Immobilie kaufte. 

Für das Sanierungsprojekt ist der Trägerverein „Danmarks Kulturarv Holding ApS“ mit Sitz in Auenbüll (Avnbøl) in der ehemaligen Kommune Sundewitt (Sundeved), heute Kommune Sonderburg (Sønderborg), verantwortlich. Der Verein versucht nicht nur so viele Stiftungsgelder wie möglich für sein Projekt zu „erbetteln“, sondern hat kürzlich auch eine Art „Volksaktie“ ins Leben gerufen. 

Menschen, die das Vorhaben unterstützen wollen, können solche Anteilsscheine für jeweils 500 bis 50.000 Kronen erstehen. Obwohl noch gar nicht großartig Werbung für die Aktion gemacht wurde, sind schon Aktien im Wert von 15.000 Kronen verkauft worden.

Interesse „Down Under“

Nicht unerwartet haben Menschen aus dem Raum Krusau bisher die meisten dieser Anteilsscheine erworben. Das Projekt scheint jedoch auf weltweites Interesse gestoßen zu sein. Zumindest ist eine Aktie nach Australien gegangen. Ob es sich bei dem Kaufenden um eine ausgewanderte Krusauerin oder einen emigrierten Krusauer handelt, ist dem „Nordschleswiger“ nicht bekannt.

So sieht die Volksaktie für den Erhalt der Wassermühle aus. Foto: Danmarks Kulturarv

„Danmarks Kulturarv“ möchte durch den Verkauf der Aktien eine Lanze dafür brechen, dass alle Menschen sich an der Bewahrung von materiellem wie immateriellem Kulturerbe beteiligen sollten. Die Begründung: Es ist Teil der Geschichte und deshalb wert, an künftige Generationen weitergegeben zu werden; es definiert zudem auch häufig eine Gesellschaft. 

Rückendeckung aus der Bevölkerung

„Wir benötigen eine möglichst breite Rückendeckung der Bevölkerung“, sagt Knud Erik Jørgensen. Er ist Direktor des Trägervereins „Danmarks Kulturarv“. „Durch den Kauf einer Volksaktie zum Erhalt der Krusauer Wassermühle trägt man dazu bei, dass die Wassermühle ein schöner und authentischer Teil der dänischen Geschichte bleibt, an der alle ihre Freude haben und von der alle lernen können. Gleichzeitig hat man die einzigartige Gelegenheit, sein Geld sinnvoll anzulegen, ohne den eigenen Profit im Auge zu haben. Es ist eine Investition in unser gemeinsames Kulturerbe und in unsere gemeinsame Identität“, sagt er. Erhältlich sind die Wassermühlen-Aktien über die Homepage des Trägervereins

Spitzenwerte bei Tripadvisor

Knud Erik Jørgensen freut sich, dass die Wassermühle bereits jetzt bei den Touristinnen und Touristen sehr beliebt zu sein scheint. Die Stätte und die Info-Tafel zu dem Sanierungsprojekt hätten nämlich schon recht hohe Bewertungen bei der weltweiten Touristikwebseite „Tripadvisor“ eingebracht, wie er erfreut feststellt. 

Der Freundeskreis der Krusauer Wassermühle, „Kruså Vandmølles Venner“, unter der Leitung von Hans Christian Thordsen trifft sich 14-täglich, jeweils freitags, an der Mühle, um auf den Außenflächen Ordnung zu schaffen. Es sollen dort zudem Tische und Bänke aufgestellt werden, damit Besuchende schon jetzt – beim mitgebrachten Picknicht – die schöne Aussicht über den Mühlensee genießen können. Auf Sicht soll in der dann renovierten Mühle ein Café entstehen, so der Plan. 

„Wir wollen so gerne zeigen, dass Krusau mehr ist als ein Ort, durch den man fährt, um an billiges Bier zu kommen“, sagt H. C. Thordsen. 

Geschichtsträchtiges Gebäude

Die Krusauer Wassermühle wurde 1488 erstmals erwähnt und ist seitdem ein Symbol der wirtschaftlichen Entwicklung gewesen. 

„In der Mühle wurde einst Mehl gemahlen. Sie war mal einer der größten Arbeitsplätze der Gegend. Sie hat Strom geliefert und war die Wiege der Industrialisierung. Sie erzählt aber auch die Entwicklung von Konflikt und Krieg zur friedlichen Koexistenz bis hin zum heutigen Miteinander“, sagt Thordsen.

Er befürchtet, dass „ein schönes Bauwerk und ein wichtiges Stück Grenzlandgeschichte für immer verschwindet, wenn jetzt nicht die umfassende Sanierung durchgeführt“ wird.

Laut Plan soll in der ehemaligen Wassermühle eine Art Multikulturhaus mit Café, Restaurant, Veranstaltungs- und Versammlungsräumen, Vermittlungsausstellung und mit Übernachtungsstätten für Wandertouristinnen und -touristen entstehen. 

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