Wiederöffnung

„Die Sicherheit muss gewährleistet sein“

„Die Sicherheit muss gewährleistet sein“

„Die Sicherheit muss gewährleistet sein“

Tingleff/Tinglev
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Die Deutsche Nachschule Tingleff bereitet sich auf die Rückkehr der Schüler vor. Foto: Karin Riggelsen

Nachschulleiter Jørn Warm ist sich sicher: Vor dem 24. Mai werden die Schüler keinesfalls an seine Einrichtung zurückkehren.

Der Leiter der Deutschen Nachschule Tingleff hält ganz und gar nichts von einer übereilten Wiederöffnung seiner Schule.  Das Unterrichtsministerium hatte einen Termin noch vor dem Himmelfahrtswochenende anvisiert. „Wie stellen sie sich das eigentlich vor?“, wundert sich Jørn Warm. „Wir werden hier in Tingleff vor dem 24. Mai keine Schüler in Empfang nehmen“, macht er deutlich.

Klare Richtlinien erforderlich

Ihm sind die bisher vom Unterrichtsministerium und der Gesundheitsbehörde ausgegebenen Sicherheitsrichtlinien noch viel zu schwammig. Jørn Warm fordert klare, unmissverständliche und nachvollziehbare Richtlinien.

Fühler ausgestreckt

Und wenn die vorliegen, müssen seine Mitarbeiter ja noch Zeit und Gelegenheit haben, alles entsprechend ein- und herzurichten. Es müssen sicherlich auch zusätzliche Reinigungskräfte requiriert werden, um die Auflagen der Gesundheitsbehörden einhalten zu können.

Sicherheitshalber hat er da auch schon seine Fühler nach zusätzlichem Personal ausgestreckt. Allerdings kann er ja noch nicht wirklich handeln, bevor konkrete Richtlinien abgesteckt wurden.

Mehrere Szenarios möglich

Jørn Warm hat dennoch seine Mitarbeiter noch für diese Woche zu einer Konferenz einbestellt, um alle auf die möglichen Szenarios vorzubereiten. „Wir werden aber keinen einzigen Schüler in Empfang nehmen, bevor nicht zu 100 Prozent die Sicherheit von Schülern und Mitarbeitern gewährleistet ist“, sagt der Schulleiter.

Sehnsucht nach Schülern

„Natürlich sehnen wir uns danach, unsere Schüler wiederzusehen. Umgekehrt ist es auch so, auch die Schüler sehnen sich nach ihren Mitschülern, ihren Lehrern und den anderen Mitarbeitern der Schule. Nichtsdestotrotz wird ein Wiedersehen nicht wie früher. Wir werden uns zum Beispiel nicht umarmen können. Die Abstandsregeln müssen ja auch weiterhin eingehalten werden“, betont Warm.

Keine Eile geboten

Er sieht auch wirklich keine Eile geboten. „Wir haben ja bei uns an der Schule sehr schnell den Online-Unterricht eingeführt. Unsere Schüler sitzen von morgens bis nachmittags zu Hause vor ihren Computern und machen seriösen Unterricht“, unterstreicht der Schulleiter.

Er sieht übrigens große Vorteile in dieser Art des Unterrichts. „Niemand kann sich verstecken. Alle werden gesehen und werden gehört. Sie wollen übrigens auch gehört werden. Das hat anfangs einer Eingewöhnungsphase bedurft. Ich weiß von meiner Frau, dass ihre erste virtuelle Deutschstunde drei bis vier Stunden dauerte, weil sich alle einbringen wollten“, erzählt Jørn Warm schmunzelnd.

Mit Online-Unterricht alle erreicht

Die Rückmeldungen der Schüler und deren Eltern sind überaus positiv. Dieses Lob reicht der Schulleiter gerne an seine Mitarbeiter weiter.

Seine Befürchtungen, es könnte allein wegen der Technik erhebliche Unterschiede zwischen den deutschen und den dänischen Schülern geben, haben sich zum Glück nicht bestätigt.

In Dänemark hat nahezu jeder Haushalt Internetzugang. Deutschland hinkt in Sachen schnelles Internet bekanntlich hinterher. „Aber alle Schüler haben am Unterricht teilnehmen können“, stellt der Schulleiter erleichtert fest.

Die Teilnahme am Unterricht war übrigens Pflicht und wurde auch kontrolliert. „Fehlte ein Schüler, wurden er oder seine Eltern sofort angerufen, und wir haben nach dem Grund gefragt“,  teilt Jørn Warm mit.

Nachschule ist mehr als Unterricht

Wegen der Vermittlung des Lehrstoffes ist es für den Schulleiter deshalb nicht notwendig, die Schüler im wahrsten Sinne des Wortes auf „Gedeih und Verderb“ nach Tingleff zu holen. „Die Sicherheit muss gewährleistet sein“, wiederholt sich Warm. Aber: Nachschule ist ja so viel mehr als nur Unterricht. Es geht um Freundschaften, es geht um soziale Kompetenzen und vieles mehr, was zu Hause vor dem Computer auf der Strecke bleibt.

Freiwillige Ausgangssperre möglich

Schulleiter Warm mag sich aber gar nicht vorstellen, was passiert, wenn sich herausstellt, dass (s)eine Nachschule sich als Corona-Hotspot entpuppt. Er überlegt deshalb auch, seinen Schülern eine Art „Ausgangssperre“ aufzuerlegen, wenn sie wieder in Tingleff sind. Allerdings ist das sicherlich auch eines der Themen, die er bei der Mitarbeiterkonferenz in dieser Woche mit den Kollegen erörtern wird.

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Kirsten Bachmann

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