Jes-Schmidt-Stiftung

Freddy Hansen: Engagiert in vielen Rollen

Freddy Hansen: Engagiert in vielen Rollen

Freddy Hansen: Engagiert in vielen Rollen

Bülderup-Bau/Bylderup-Bov
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Beim Deutschen Tag in Tingleff freute sich Freddy Hansen über die wahrlich gelungene Überraschung. Foto: Karin Riggelsen

Der 35-jährige Elektriker aus Bülderup-Bau ist mit dem Nordschleswig-Preis der Jes-Schmidt-Stiftung ausgezeichnet worden.

„Das war wie ein Traum. Ich war auf einmal so nervös,   dass ich erst mal eine Stunde  brauchte, um es zu realisieren“, erzählt Freddy Hansen. Der Grund für dieses vorübergehende  Gefühl eines  irrealen Erlebnisses: Der 35-Jährige wurde bei der Festveranstaltung des Deutschen Tages am vergangenen Sonnabend mit dem Nordschleswig-Preis der Jes-Schmidt-Stiftung ausgezeichnet.

Und alle, die es vorher wussten, hatten dichtgehalten. Eigentlich wollte Freddy zu Hause bleiben und sich um die kleinen Söhne  kümmern –  um Arthur, der vor   elf Wochen geboren wurde, und um den zweijährigen Christian, der  etwas kränkelte. Aber seine Frau Maike Lessow Tästensen ließ nicht locker, „engagierte“  für die Kinderbetreuung ihre Schwiegermutter und  überzeugte ihren  Mann schließlich, dort hinzugehen, weil ja ihre Familie  auch da sei und sie ihren Vater, der im Ausland arbeitet, schließlich nicht oft  sehen könne.

„Nachahmenswertes Beispiel“

Das ehrenamtliche Engagement, das Freddy Hansen aus Bülderup-Bau in den Augen der  Vorstandsmitglieder  der Jes-Schmidt-Stiftung für die Auszeichnung   qualifizierte, beschrieb Ilse Friis in der Tingleffer Sporthalle so: „Der Preisträger leistet sowohl auf der Bühne als auch hinter den Kulissen einen großen Einsatz. Aber nicht nur die Jündewatter Laienspieler können sich auf ihn verlassen. Auch das Deutsche Haus Jündewatt steht und fällt mit ihm und seinen Mitstreitern. Er zieht die Leute mit und kann sie davon überzeugen, selbst einen Einsatz zu leisten.“

Es sei ja nicht  nur Freddy Hansen, der die Minderheit in Jündewatt ausmacht, denn viele würden sich dort engagieren. Aber er sei ein  nachahmenswertes Beispiel dafür, wie wichtig es sei, Leute wie ihn auf und hinter der Bühne zu haben.

Die Aufgaben nicht so nebenbei erledigen

Freddy Hansen sieht  das Lob auch gar nicht auf sich allein bezogen. „Jeder hier setzt sich dafür ein, dass andere sich beteiligen“, sagt er im Gespräch mit dem Nordschleswiger. Zwar hat er im Januar dieses Jahres den Vorsitz   im Deutschen Haus Jündewatt nach drei Jahren wegen der Kinder abgegeben. „Die Aufgaben sind einfach zu wichtig, um sie nebenbei zu erledigen. Das schwächt das Haus und die Zusammenarbeit. Wenn du den Vorsitz hast und auch noch Theater spielst, bis du z. B. im Januar und Februar fast jeden Abend von zu Hause weg – das geht letzten Endes auf Kosten der Familie. Und wenn man sein Ehrenamt vernachlässigt, müssen drei Leute die Arbeit von sieben machen, und man bekommt ein schlechtes Gewissen.“

Im  Vorstand ist er aber weiterhin aktiv und  hilft, wo er kann. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da. Aber wir finden  nicht genug Neue. Viele andere haben  nämlich auch gerade kleine Kinder, und es fehlt dann einfach die Zeit“, so Hansen,  der in Renz  geboren und aufgewachsen ist. Sein Vater stammt aus der deutschen Minderheit, seine Mutter ist Dänin. Nach dem Besuch der  Deutschen Schulen Buhrkall und Tingleff machte er eine Ausbildung  zum Elektriker in der Firma Jens Jensen in Bülderup-Bau, und dort ist er seitdem beschäftigt.

Zu wenig Zeit verursacht Stress

Engagement und berufliche Kompetenz kamen schließlich zusammen, als er  im Deutschen Haus die Küche renoviert und neue Wärmepumpen installiert hat. „Es steckt viel Arbeit darin, ein solches Haus am Leben zu erhalten.  Wenn man die Zeit hat, sich zu engagieren, macht es richtig viel Spaß. Hat man sie nicht, ist das Stress und verursacht, wie gesagt,  ein schlechtes Gewissen.“

„Jeder hat früher sein Ding gemacht“

Lobende Worte fand Ilse Friis bei der Preisvergabe auch dafür, dass  Freddy Hansen jahrelang die Patenschaftsverbindung  nach  Elmshorn am Leben gehalten hat. „Die Verbindung besteht seit mehr als 80 Jahren. Die Stadt Elmshorn hat den Bau des Deutschen Hauses  Jündewatt damals bezahlt, damit ein Treffpunkt für die deutsche Minderheit in Jündewatt, Renz und Umgebung entstehen kann. Wir informieren uns noch heute gegenseitig über Veranstaltungen und führen unser Laientheaterspiel  im Elmshorner  Heimatverein Tru un fast auf“, erzählt Freddy Hansen.

Ilse Friis hob außerdem hervor, dass  in seiner Zeit die Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Haus Jündewatt  und dem Dansk Hus gewachsen sei.  Hansen mit unverkennbarem Stolz in der Stimme dazu: „Ich glaube, dass  Jündewatt, wo ja fast keiner wohnt, der einzige Ort ist, in dem es zwei Vereinshäuser gibt – ein deutsches und ein dänisches. Jeder hat  früher sein Ding gemacht, obwohl eigentlich dasselbe Publikum  in den jeweiligen Häusern verkehrt. Da haben wir uns gedacht, warum in so einer kleinen Stadt konkurrieren? Inzwischen feiern wir das Erntedankfest gemeinsam. Das hat in vier Jahren dreimal so stattgefunden, und wir teilen uns die Arbeit und den Überschuss.“

„Die anderen“ hat der 35-Jährige auch im Blick, wenn er sich überlegt, was  er mit   dem Preisgeld der Jes-Schmidt-Stiftung machen will: „Ich werde mir und meiner Familie etwas gönnen und  für das Deutsche Haus Jündewatt  ein paar Mikrofone anschaffen.“

Als Schauspieler liebt er das Improvisieren

Seit etwa 15 Jahren ist  Freddy Hansen in der Jündewatter Laienspielgruppe aktiv. „Ich wurde gleich in eine Hauptrolle reingeschmissen“, erzählt er. Und davon gab es mittlerweile viele. Ob  Bauer, Kommissar,  Opa, Tierarzt oder Camper (Freddys Lieblingsrolle) – am liebsten mag er es, „wenn die Charaktere viel Spielraum lassen und ich so richtig improvisieren kann“.

Seit Sohn Christian da ist, hat Hansen kleinere Rollen übernommen. „Aber die Zeit, die es braucht, um mit den anderen zu üben, ist dieselbe. Das Textlernen  fällt mir sehr leicht, ein paar Mal durchlesen – dann  kann ich ihn.“

Beim Üben mit den anderen macht ihm am meisten Spaß, „ab und zu mal eine Textstelle spontan zu erfinden, um die anderen zu irritieren. Sie sind dann herausgefordert, sich schnell etwas einfallen lassen zu müssen“, lacht Freddy Hansen. „Das machen wir auch schon  mal bei richtigen Vorführungen. Aber nur hier in Jündewatt, wenn alle etwas getrunken haben und wo man jeden kennt.“ Beim Gastauftritt in Elmshorn hält sich die Truppe brav an die Regievorgaben. „In Jündewatt lacht man auch über andere Sachen als in Elmshorn.“

 

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