Stromversorgung der Zukunft

Trotz Konkurrenz aus Esbjerg: Enstedter Wasserstoff-Produktion nicht in Gefahr

Trotz Konkurrenz: Enstedter Wasserstoff-Produktion nicht in Gefahr

Enstedter Wasserstoff-Produktion nicht in Gefahr

Paul Sehstedt/Jan Peters
Apenrade/Aabenraa
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Das Enstedter Industriegebiet aus der Vogelperspektive. Hier sollen in den kommenden Jahren neue Unternehmen angesiedelt werden. Foto: Kommune Apenrade

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Trotz zweier Großprojekte in Esbjerg ist Linde Gas zuversichtlich, die Produktion 2025 aufnehmen zu können.

Transmissionsgebühr

Um Strom von A nach B zu transportieren müssen dafür Leitungen vorhanden sein. Die können über oder unter der Erde liegen. Die Errichtung und Instandhaltung des Stromnetzes kostet Geld. In Dänemark ist „Energinet“ für das Stromnetz zuständig.

Stromerzeuger müssen, wenn sie ihr Produkt an den Kunden liefern wollen, Geld zahlen, um die Leitungen nutzen zu können. Für Betreiber von Biogasanlagen, die aus dem Gas umweltfreundlich Strom erzeugen, ist das jedoch zu teuer. Der Betrieb der Anlagen lohnt sich nicht. Deshalb ist die Übertragung (Transmission) des Stroms staatlich subventioniert.

 

Die Umstellung von fossilen Brennstoffen zu umweltfreundlichen Energieträgern ist für die Industrie ein Entwicklungsgebiet mit großer Zukunft. Der Hafen Apenrade kooperiert seit dem Frühjahr mit dem internationalen Konzern Linde Gas A/S, um im Industriehafen Enstedt eine Elektrolyseanlage zu bauen, die aus nachhaltig produziertem Strom Wasserstoff herstellen soll; ein sogenanntes Power-to-X-Projekt (PtX). Nun planen zwei andere global Player in Esbjerg ähnliche Produktionsanlagen zu bauen, die jedoch ein Gigawatt Elektrolysekapazität leisten sollen. Derzeitig schaffen Elektrolyseanlagen eine Kapazität von zwei Megawatt, also eine 500-fach geringere Leistung. Zum Vergleich: Im Durchschnitt produziert ein Kernkraftwerk ein Gigawatt Strom im Jahr. Das reicht, um etwa 3,5 Millionen Haushalte mit Elektrizität zu versorgen.

Eröffnung 2025

Das Projekt in Enstedt wird federführend von Ulrik Nielsen für Linde Clean Hydrogene in Dänemark geleitet. Er ist gegenüber dem „Nordschleswiger“ zuversichtlich, dass die Anlage an der Apenrader Förde termingerecht 2025 ihren Betrieb aufnehmen kann. Linde Gas steht im engen Dialog mit einige potenziellen Firmen, die den Wasserstoff u. a. veredeln sollen.

Genügend „grüner“ Strom

Wird in Dänemark genügend grüner Strom aus Windkraft und Sonnenenergie gewonnen, damit sämtliche Elektrolysebetriebe versorgt werden können?

„Da müssen noch sehr viel mehr Windräder und Solaranlagen aufgestellt werden, um den künftigen Bedarf zu decken“, erläutert Ulrik Nielsen.

„Zuvor müssen die Politiker noch entscheiden, welche Richtung sie in der Energieproduktion einschlagen wollen. Das heißt, sie müssen darüber nachdenken, wie die Abgaben gestaltet werden sollen. Private Akteure müssen von der sogenannten Transmissionsgebühr für den grünen Strom befreit werden, um preiswerten Wasserstoff herstellen zu können. Das muss meines Erachtens ähnlich wie beim Biogas werden.  Biogas kann ohne massive Subventionen nicht zu günstigen Verbraucherpreisen ins Naturgasnetz eingespeist werden.“

Grün ist nicht gleich grün

„Vor wenigen Monaten erklärte die EU, dass grüner Strom nicht unbedingt grün ist und dies abhängig von dem Zeitpunkt gemacht wird, an dem die Wind- oder Solaranlage in Betrieb gegangen ist.“

„Die EU verlangt, dass wir pro Viertelstunde dokumentieren sollen, woher wir unseren grünen Strom beziehen. Das ist technisch kaum möglich und aus unserer Sicht auch nicht nötig“, erklärt Nielsen und fährt fort, „Energinet kann stündlich berichten, wer die Lieferanten des grünen Stromes sind. Die Forderung der EU steht augenblicklich zur politischen Diskussion und die Branche hofft, dass die EU einlenkt.“  

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