Corona-Krise

Behörde verharmloste Infektionsrisiko durch Nerze

Behörde verharmloste Infektionsrisiko durch Nerze

Behörde verharmloste Infektionsrisiko durch Nerze

Kopenhagen
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Die Nahrungsmittelbehörde hat wiederholt die Ansteckungsgefahr durch Nerze als gering bezeichnet. Foto: Karin Riggelsen, DN

Bereits seit Juni wusste die Nahrungsmittelbehörde, dass infizierte Nerze auch Menschen anstecken können. Dennoch sprach sie in der Öffentlichkeit von einem „geringen Risiko“.

Obwohl bereits im Juni bekannt war, dass Nerze in den Niederlanden Menschen angesteckt hatten, spricht die dänische Nahrungsmittelbehörde in der Öffentlichkeit bis zum September von einem „geringen Risiko“. Das schreibt „Politiken“ auf der Grundlage einer Akteneinsicht.

Am 9. Juni hat die Nahrungsmittelbehörde bei einem Treffen mit der Gesundheitsbehörde und dem SSI von einer Ansteckung von Menschen durch Nerze in den Niederlanden berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war das Fazit der Behörde, dass dies ernst sei. Es könne die Tötung der Nerze notwendig machen.

Drei Tage später bezeichnet die Nahrungsmittelbehörde die Ansteckung gegenüber „Jyllands-Posten“ lediglich als einen „Verdacht“.

Am 16. Juni schreibt die Gesundheitsbehörde in einer Notiz an die Nahrungsmittelbehörde, dass Nerze Menschen anstecken können.

Dennoch bezeichnet die Nahrungsmittelbehörde in mehreren Pressemitteilungen vom Juli das Risiko einer Infektion von Menschen durch Nerze als „gering“.

„An der Grenze der Wahrheit“

Am 9. September schreibt die Behörde in einer internen Notiz, dass die Nerzvariante des Virus „weiterhin“ die häufigste Variante bei infizierten Bürgern in Nordjütland ist. Hier steht auch, dass die Nerzvariante bereits in der Zeit vom 8. Juni bis zum 16. Juli 90 Personen in Nordjütland angesteckt hat.

Professor Søren Riis Paludan von der Universität Aarhus sagt zu „Politiken“, die Behörde habe das Risiko „heruntergespielt“.

„Insbesondere meine ich, dass sie bis an die Grenze der Wahrheit geht, wenn sie im August und September von einem geringen Risiko der Verbreitung spricht, obwohl sie von bis zu 90 Infektionsfällen im Juni und Juli weiß“, meint der Professor.

EL: Vertrauen in Minister nicht gestärkt

Der Gesundheitssprecher der Einheitsliste, Peder Hvelplund, nennt die Informationen „äußerst besorgniserregend“.

„Es ist nicht akzeptabel, dass man eines nach innen kommuniziert und aus politischen Gründen etwas ganz anderes nach außen“, sagt er dem „Nordschleswiger“.

Die Einheitsliste hat für die kommende Woche Nahrungsmittelminister Mogens Jensen (Soz.) und Gesundheitsminister Magnus Heunicke vor eine Anhörung (samråd) geladen. Bis dahin will Jensen eine Darstellung des Verlaufs in der Nerzfrage erarbeiten. Erst dann will die Einheitsliste entscheiden, ob sie weiterhin Vertrauen in den Nahrungsmittelminister hat.

„Die neuen Informationen haben unser Vertrauen in den Minister in keiner Weise gestärkt. Wir werden bei der Anhörung eine Klärung dieses Ablaufs verlangen und auch fragen, was der Minister davon gewusst hat“, so Hvelplund.

Es ist „Politiken“ nicht gelungen, eine Stellungnahme der Nahrungsmittelbehörde zu bekommen.

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