Nordsee

Bürger vertreiben Offshore-Windparks von der Küste

Bürger vertreiben Offshore-Windparks von der Küste

Bürger vertreiben Offshore-Windparks von der Küste

cvt/Ritzau
Ringkøbing
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Offshore
Der Ørsted Offshore-Park Horns Rev 2 in der Nordsee vor Esbjerg (Archivbild) Foto: Henning Bagger / Ritzau Scanpix

Verärgerte Anwohner und ein verzögerter Planungsprozess sorgen dafür, dass zwei geplante Windenergie-Anlagen weit ins offene Meer verlegt werden. Die Kosten sind hoch.

Vesterhav Syd

Mit 20 Windrädern sollen 170 Megawatt für 170.00 Haushalte generiert werden.

Vesterhav Nord

Der Offshore-Park soll 180 Megawatt erzeugen und aus 21 Windrädern bestehen.

Die einzelnen Windräder in beiden Windparks sollen jeweils 193 Meter hoch sein.

4,2 Kilometer vor der Küste – das war Lokalpolitikern und Anwohnern an der jütischen Westküste zu nah dran. Sommerhausbesitzer und Lokalpolitiker schmeckte die Aussicht gar nicht und sie protestierten. Jetzt steht fest: Die beiden Offshore-Windparks Vesterhav Syd und Vesterhav Nord werden an anderer Stelle gebaut als vorgesehen.

Der neue Plan: Mehr als doppelt so weit vor der Küste soll gebaut werden, teilt der schwedische Bauherr Vattenfall mit.

„Wir schieben die Windräder so weit westlich, wie es technisch möglich ist“, sagt Michael Simmelsgaard, Dänemark-Chef des Energiekonzerns. „Wir wollen kein Projekt bauen, bei dem wir nicht auf die Bürger und die Bedenken, die es gab, gehört haben“, so Simmelsgaard.

Neues Gutachten muss her

Die Gelegenheit zum Umdenken hat Vattenfall auch der Beschwerdestelle in Energiefragen, Energiklagenævnet, zu verdanken. Sie hat eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung angeordnet und das Vorhaben somit um drei Jahre verzögert.

„Als die Proteste begannen, konnten wir nicht innerhalb der Zeitfristen reagieren. Aber jetzt nutzen wir die Extrazeit dazu, ein Projekt zu bekommen, das so wenige wie möglich traurig macht“, sagt der Vattenfall-Chef.

Der Konzern rechnet mit einer Zusatzrechnung in dreistelliger Millionenhöhe für die neuen Meeresgrund-Untersuchungen und den Kauf längerer Kabel und größerer Fundamente.

Doch die Rechnung gehe am Ende auf, sagt Simmelsgaard, denn die neue Platzierung kommt den Sommerhausbesitzern und Lokalpolitikern entgegen. „Wenn man irgendwo 25 Jahre lang gemeinsam mit einer Lokalgemeinschaft bauen soll, dann darf man den Wert guter Nachbarschaft nicht unterschätzen“, sagt er.

Vesterhav Syd
Die ursprünglich geplante Platzierung des Windparks Vesterhav Syd vor Hvide Sande Foto: Vattenfall

 

Kommunalpolitik bekam kalte Füße

Einer der Nachbarn ist die Kommune Ringkøbing-Skjern mit ihren vielen Sommer- und Ferienhausgebieten. Zunächst hatte der Stadtrat den küstennahen Plänen zugestimmt. Doch im Februar bekamen die Lokalpolitiker kalte Füße und schrieben ans Folketing. Das dänische Parlament sollte dafür sorgen, dass die Windparks weiter wegzögen.

Bürgermeister Hans Vestergaard (Venstre) freut sich deshalb über die jetzige Entwicklung: „Das hier ist das allerbeste Erreichbare, meine ich.“ Er hofft nun darauf, dass die neuen Anlagen so dicht wie möglich an die zehn Kilometer-Marke heranrücken.

Der Verein „Stop Vesterhav Syd“, der die Sommerhausbesitzer in der Gegend vertritt, sieht die Nachrichten aus dem Hause Vattenfall ebenfalls positiv. „Wir betrachten das als Sieg für den Einsatz, den wir gemeinsam mit anderen Vereinen geleistet haben“, heißt es in einer Stellungnahme.

Branchenverband: Politikwechsel kann zum Problem werden

Beim Branchenverband Wind Denmark freut man sich mit den Anwohnern. Doch Verbandsdirektor Jan Hylleberg ärgert sich auch – und zwar über die Anordnung, dass eine neue Umweltverträglichkeitsprüfung hermuss.

Zwei der für das ursprüngliche Projekt verpflichtete Unternehmen, das Fundament-Unternehmen Blandt und der Windkraftanlagen-Hersteller Siemens Gamesa, hätten dänische Angestellte wegen der Verzögerung entlassen müssen.

„Es ist enorm ärgerlich, wenn Genehmigungen und Zulassungen, die Unternehmen von den Behörden bekommen, nicht halten. Es ist ein Problem für den Sektor, wenn die politischen Mehrheiten, die die Projekte genehmigen, nicht immer den ganzen Weg lang halten“, so Hylleberg. „Das ist jetzt die ganz große Herausforderung in Dänemark“, findet er.

Wann genau die neuen Anlagen fertig sein sollen, wird es nach Abschluss der neuen Untersuchungen im kommenden Jahr feststehen.

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