Museumseröffnung
Experten: Die deutsche Minderheit geht offen mit ihrer Geschichte um
Experten: Die deutsche Minderheit geht offen mit ihrer Geschichte um
Experten: Minderheit geht offen mit ihrer Geschichte um
Historiker und Museumsleiter beziehen zum neuen Deutschen Museum Nordschleswig Stellung. Seit dem Wochenende ist das Museum für den Publikumsverkehr geöffnet. Bau und Neugestaltung haben 30 Millionen Kronen gekostet.
Die deutsche Minderheit in Nordschleswig hat ein neues Museum. Freitag wurde das 30 Millionen Kronen teure Projekt geöffnet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Der Nordschleswiger“ hat Historiker und Museumsleiter zu ihrer Meinung gefragt – vor allem, ob es der Minderheit gelungen ist, sich mit den dunklen Jahren der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.
„Wir wollten das Thema nicht verstecken, was wir auch vorher im alten Museum nicht getan haben. Wir haben das Thema aber mit dem menschlichen Aspekt ergänzt durch Interviews mit Kriegsteilnehmern – nicht um sie zu verurteilen, sondern um Besuchern die Möglichkeit zu geben, selbst Stellung zu beziehen,“ erklärt Museumsleiter Hauke Grella.
Es gäbe außerdem ein neues Thema über die nordschleswigschen „Zeitfreiwilligen“, die im Landesteil ihren Dienst entrichteten, statt an der Front. Und schließlich seien auch Zusammenhänge zwischen der Grenzziehung 1920 und der Nazifizierung der Minderheit verdeutlicht worden. Auch mit der Rechtsabrechnung und der darauffolgenden Neuorientierung der Minderheit, gehe das Museum, so Grella, offen um.
Erster schneller Besuch
Dies bestätigen auch eine Reihe von Experten, die „Der Nordschleswiger“ gebeten hat, eine Einschätzung des Museums zu geben – auch wenn der erste Besuch nur ein kurzer gewesen sei.
„Eines muss man ganz klar sagen: Die Minderheit versucht nicht, irgendetwas unter den Teppich zu kehren“, sagt der Leiter des Landesarchivs in Apenrade/Aabenraa, Hans Schultz Hansen. „Man merkt eindeutig, dass das Museumsprojekt auch versucht, diesen Teil der Geschichte aufzubereiten.“
Als Historiker gefällt ihm das Raritäten-Kabinett, welches die Leser des „Nordschleswigers“ bereits von Hauke Grellas Serie „100 Jahre, 100 Gegenstände, 100 Geschichten“ kennen. Wobei man in der Ausstellung nicht versucht habe, aus der Ausstellung „ein Buch“ zu machen, wie es Schultz Hansen ausdrückt. Texte und Erklärungen sind über AV-Mittel abzurufen.
Schließlich freut es Hans Schultz Hansen, dass die Minderheit im Museum einen guten Platz für das Archiv der Minderheit gefunden hat. „Das wurde höchste Zeit“, sagt Hansen.
Die dunklen Jahre im Fokus
Auch Lars Erik Bethge vom Dannevirke Museum der dänischen Minderheit in Südschleswig lobt die deutsche Minderheit dafür, in zwei der zehn Museumsräume Platz für die „dunklen Jahre“ gewidmet zu haben.
Die Minderheit habe sich nach dem Krieg bei der Rechtsabrechnung ungerecht behandelt gefühlt, doch die eigene Geschichtserzählung darüber habe sich in den vergangenen Jahren geändert, und das Museum in Sonderburg mache dabei den nächsten Schritt, so Bethge.
„Die Minderheit setzt sich heute offen und ehrlich mit diesem Thema auseinander“, sagte Bethge, der das neue Museum der Minderheit auch dafür lobt, den Fokus nicht nur auf sich, sondern auf das gesamte Grenzland zu richten. Dies sei ein Ausdruck für das Verhältnis zwischen Mehrheiten und Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland, so der Museumsleiter.
Museumsleiter: „Gelungen und mutig“
Claus Kjeld Jensen ist Direktor der Varde-Museen (unter anderem Tirpitz Museum und das kommende Flüchtlingsmuseum), und er hebt nach dem schnellen Rundgang in dem „kleinen, aber feinen“ Museum drei Dinge hervor:
„Bereits zu Beginn verhalten sich vier Personen zu ihrer Identität, und unwillkürlich macht man sich dabei selbst Gedanken über die eigene Identität“, sagt Jensen, der auch den Abschluss mit sechs jungen Leuten aus verschiedenen Minderheiten als sehr gelungen empfindet.
„Darüber hinaus verhält sich die Minderheit auch zur Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg. Das ist gelungen und mutig. Es ist gut, dass die Minderheit keine Berührungsängste hat,“ sagt Claus Kjeld Jensen.
Wichtige Themen aufbereitet
Buchautor, Historiker und Leiter des Frøslevlejrens Museum, Henrik Skov Kristensen, hat zum Teil die neue Geschichtsaufbereitung der Minderheit mit seinen Büchern über die Rechtsabrechnung angestoßen.
Er bezeichnet das neue Museum als „sympathisch und kompetent“. Die wichtigen Themen seien aufbereitet und nicht in irgendeiner Weise verschwiegen worden, so Kristensen.
„Es verpflichtet natürlich, wenn man von verschiedenen Seiten viel Geld bekommen hat, um die eigene Geschichte zu erzählen“, sagt Skov Kristensen, der sich die Ausstellung und die dazugehörigen Texte und Erklärungen genauer ansehen möchte, bevor er sein Urteil fällt.