Predigten

Bischöfe kritisieren geplantes Gesetz

Bischöfe kritisieren geplantes Gesetz

Bischöfe kritisieren geplantes Gesetz

Kopenhagen
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Bischof Peter Skov-Jakobsen hat gemeinsam mit den Kollegen in Schleswig, Ripen und Hadersleben an die Staatsministerin geschrieben. Foto: Jens Astrup/Ritzau Scanpix

Vier Bischöfe haben an Staatsministerin Mette Frederiksen geschrieben, um auf die Probleme bei einem geplanten Gesetz aufmerksam zu machen. Nach Vorstellung der Regierung sollen Predigten, die in anderen Sprachen gehalten werden, ins Dänische übersetzt werden.

Ein geplantes Gesetz will dem Kopenhagener Bischof Peter Skov-Jakobsen so gar nicht gefallen.
Nach Vorstellung der Regierung sollen Predigten, die in anderen Sprachen gehalten werden, zukünftig ins Dänische übersetzt werden.

„Ich bin sehr darüber erstaunt, dass man überhaupt auf so einen Vorschlag kommen kann. Er widerspricht ganz grundsätzlich dem Freiheitsgedanken in der Kirche, auf den wir seit 1850 zu Recht stolz sind“, sagt er dem „Nordschleswiger“.

Schreiben der vier Bischöfe

Gemeinsam mit den Kollegen in Ripen und Hadersleben, Elof Westergaard und Marianne Christiansen sowie dem Schleswiger Bischof Gothard Magaard hat er daher einen Brief an Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) verfasst.

„Wir haben in unserem Schreiben an die Staatsministerin insbesondere auch auf die Situation der deutschen Minderheit in Nordschleswig und der Petri-Gemeinde in Kopenhagen hingewiesen. Hier haben wir eine zum Teil jahrhundertealte Tradition, die es zu wahren gilt. Von einer Parallelgemeinschaft kann bei den deutschen Gemeinden wahrlich nicht die Rede sein“, meint Skov-Jakobsen.Das Schreiben ist vor knapp drei Wochen geschickt worden. Bislang hat Fredriksen nicht geantwortet.

Der Kopenhagener Bischof sitzt im Vorstand der Seemanns- und Auslandskirchen und pflegt daher auch den Kontakt zu den Gemeinden der Minderheit südlich der Grenze.

„Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie wir in Dänemark reagiert hätten, wenn der deutsche Staat von den dänischen Gemeinden in Südschleswig eine Übersetzung der Predigten gefordert hätte“, verdeutlicht er die in seinen Augen unangemessen Forderung.

„Verwunderlich“

Der färöische Abgeordnete Sjúrður Skaale (Javnaðarflokkurin) hat Frederiksen gefragt, ob sie im zusichern könne, dass er weiterhin Predigten in eigener Sprache ohne Übersetzung hören könne. Ihre Antwort lautete nein.

„Ich finde es äußerst verwunderlich, dass die Staatsministerin einem färöischen Abgeordneten auf Nachfrage nicht versichern will, dass Predigten auf Färöisch nicht übersetzt werden müssen. Hier geht es schließlich um eine Sprache, die im Königreich gesprochen wird“, so Skov-Jakobsen.

„Schnüffelei“

Der Bischof betont, dass die Gesetzesvorlage nicht nur Deutsch, Färöisch und Grönländisch betrifft, sondern auch viele der ungefähr 150 Migrantengemeinden, die allein in Kopenhagen aktiv sind. Aus eigener Erfahrung weiß er ,wie wichtig es ist, Gottesdiensten in eigener Sprache beiwohnen zu können.

„Als dänischer Seemannspfarrer in Großbritannien habe ich erlebt, dass es Dinge gibt, die man am besten in der Muttersprache sagt. Aber dass ich dänische Kultur in Großbritannien gepflegt habe, heißt doch noch lange nicht, dass ich nicht loyaler Bürger des Landes war. Hätte man mir auferlegt, Übersetzungen meiner Predigten einzureichen, hätte ich das als ein sehr grundsätzliches Misstrauen empfunden.“

Mit dem Gesetz möchte die Regierung sogenannten Hasspredigern entgegenwirken. Skov-Jakobsen meint jedoch, dass man das Ziel auf diese Art kaum erreichen werde.

„Das geplante Gesetz ist nicht in Übereinstimmung mit unserer Tradition der Freiheit. Die Forderung einer Übersetzung möchte ich mit einem deutschen Wort als ‚Schnüffelei‘ bezeichnen.“

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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