Sturmflut 2023

Wie es dem Gendarmenpfad in der Sturmflutnacht erging

Wie es dem Gendarmenpfad in der Sturmflutnacht erging

Wie es dem Gendarmenpfad in der Sturmflutnacht erging

Sonderburg/Sønderborg
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Bei Skeldebro wurde an vielen Stellen der Gendarmenpfad beschädigt. Foto: Sønderborg Kommune

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THEMA STURMFLUT 2023: Der bei Wanderbegeisterten aus nah und fern beliebte Gendarmenpfad schlängelt sich auf dänischer Seite an der Küste der Flensburger Förde entlang. Die Ostseesturmflut des vergangenen Jahres traf den Wanderweg hart.

84-227-1920-1996: Diese Zahlen bilden die Eckpunkte eines kleinen Dramas für Wandernde und Spaziergänger. Im Jahr 1920 fand die deutsch-dänische Grenze nach der Volksabstimmung ihren Platz, fortan patrouillierten dänische Grenzpolizisten einige Jahrzehnte lang von Pattburg (Padborg) auf einer Strecke von 84 Kilometern Richtung Osten an der Flensburger Förde entlang bis nach Schauby (Skovby) auf Alsen (Als).

Die Ringreiterstatue am Søndertorv in Sonderburg stand am Freitag, 20. Oktober 2023, im Wasser. Foto: Ilse Marie Jacobsen

So kam der Gendarmenpfad zu seinem Namen. Ein Pfad, der 1996 in seiner Gänze wiedereröffnet wurde, um Gästen und Einheimischen Gelegenheit zu geben, die Füße zu vertreten, beziehungsweise die Gegend zu erkunden. Als aber dann am Freitag, 20. Oktober 2023, in einer Sturmflut das Wasser in Flensburg auf den Höchststand von 227 Zentimetern stieg und Sturm die Wellen auftürmte, da erging es auch dem Pfad an der Flensburger Förde schlecht.

Höchststand in Flensburg um 22.40 Uhr

Bereits Tage zuvor hatte der Wind auf Ost gedreht und beständig zugenommen. Dann erreichte der Pegel in Flensburg am Ende der Förde am Freitagabend seinen Höchststand. Da war es laut Deutschem Wetterdienst 22.40 Uhr. 

Als sich der Wasserstand am Sonnabendnachmittag dann wieder normalisiert hatte, zeigte sich, was kaputtgegangen war. Boote, Häuser, Straßen, Promenaden hatten in Deutschland und Dänemark Schäden davongetragen. Die Wellen hatten Steilküsten ausgehöhlt und abbrechen lassen. 

Gendarmenpfad hatte schwer gelitten

Auch den Gendarmenpfad (Gendarmstien), heute international bekannt und von der Europäischen Wandervereinigung zertifiziert, hatte es schwer erwischt. Angefangen vom Grenzübergang Schusterkate, wo die Brücke eine Zeit lang gesperrt war, bis nach Schauby, Höruphaff (Høruphav).

Es war schlimm.

Johanne Burgemann

Von den 84 Kilometern Gesamtlänge liegen in der Kommune Sonderburg 67. Wald- und Landschaftsingenieurin Johanne Burgemann von der Kommune Sonderburg hat sich in den vergangenen Monaten intensiv um die Wiederherstellung des Gendarmenpfades in der Kommune gekümmert.

Zwischen Vigemosen und Sonderburg bleibt ein Teil des Gendarmenpfads noch länger gesperrt. Foto: Karin Riggelsen

Sie erinnert sich: „Als klar wurde, dass das Wetter extrem wird, da wussten wir, dass der Pfad Schaden nehmen wird – an den Orten, die bei Hochwasser immer gefährdet sind. Die waren auch betroffen, aber diese Sturmflut verursachte Schäden an bislang verschonten Orten. Es war schlimm.“

Erdrutsche

Wandernde können dank des Gendarmenpfades oberhalb der Steilküste bei Sønderskov, bei Düppel (Dybbøl) oder Stensigmose eine flotte Aussicht genießen. Hier war die Kommune aufgrund von Erdrutschen gezwungen, den Wanderweg landeinwärts zu verlegen. 

Da die Naturbehörde Grundeigentümerin in Sønderskov und in Skelde Kobbelskov ist, war das Verlegen des Pfades dort unproblematisch. In Düppel und Stensigmose kam die Behörde Burgemann zufolge mit den Grundbesitzenden überein. 

Mit Augenmaß verlegt

Nach ihren Worten wird der Gendarmenpfad aber immer mit Augenmaß verlegt, und das hat einen Grund: „Der Zweck des Pfades war ja, dass die Gendarmen in unmittelbarer Nähe zum Meer patrouillierten, um das Treiben auf dem Meer und am Ufer gut beobachten zu können. Wir wollen den Charakter des Weges erhalten. Er soll immer in unmittelbarer Nähe zum Meer verlaufen.“

Frost und Regen werden ihrer Erfahrung nach im Winter wieder dafür sorgen, dass es an den Steilküsten erneut zu Abbrüchen kommt. Vermutlich auch an den Orten, die im Oktober vergangenen Jahres betroffen waren. „Die Küsten müssen sich erst wieder stabilisieren“, sagt die Ingenieurin. 

Den Vorgaben der Natur folgen

„Wir warten meist bis März, um den Gendarmenpfad neu anzulegen, ab dann wird es mit den Erdrutschen weniger“, erläutert sie. Ziel sei es, den Pfad so natürlich und nachhaltig anzulegen und zu pflegen wie möglich. „Wir folgen den Vorgaben der Natur“, so Burgemann. Dort, wo der alte Weg ins Nichts führt, werden die Wandernden umgeleitet.

Wie der Pfad von den Fluten in Mitleidenschaft gezogen wurde, lässt eine Google-Karte erahnen, die die Kommune Sonderburg erstellt hat aufgrund von Schadensmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern.

 
So sieht der Liebestunnel bei Kragesand aus, wie in Wandernde kennen. Foto: Helge Möller

Hälfte vom Liebestunnel übrig

Vieles ließ sich wiederherrichten, einiges nicht, wie etwa der sogenannte Liebestunnel, ein Hohlweg auf dem Gendarmenpfad mit Efeu bewachsenen Bäumen östlich von Kragesand gelegen. Er ist seit dem Hochwasser nicht mehr das, was er einst war. „Die Sturmflut hat den Liebestunnel hart getroffen“, berichtet die Wald- und Landschaftsingenieurin. Er galt und gilt als Perle des Gendarmenpfades. 

Verschwunden ist er indes nicht. „Etwa die Hälfte des Hohlweges ist noch da“, sagt Burgemann.

Doch der verwunschene Hohlweg endet nach der Sturmflut von 2023 deutlich früher am Strand. Foto: Helge Möller
 

Verwendete Quellen: DMI, DWD, Kommune Sonderburg, jv.dk, WSA, Visit Sønderjylland, European Ramblers Association

 

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